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Objekt des Monats August 2025

Objekt des Monats August 2025

Kassette von Erhard & Söhne

Von der Nibelungensage bis zum Sigurdslied

 

Eine der bekanntesten germanischen Sagengestalten ist mit Sicherheit Siegfried der Drachentöter aus dem Nibelungenlied. Im Norden ist er als Sigurd bekannt, dessen Geschichte über verschiedene Versionen des Sigurdslieds tradiert wurde. Er gilt als stattlicher Held, der unglaublich stark und unverwundbar ist. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert wurde Siegfried zum deutschen Nationalhelden auserkoren und das mittelalterliche Epos intensiv wiederbelebt. Aus dieser Zeit stammt auch das Objekt des Monats August, eine intarsierte Kassette im Jugendstil von der Firma Erhard & Söhne.

Abb. 1: Kassette mit Darstellungen des Sigurdslieds

Das Objekt

Inventarnummer: 3748

Standort: 1. Stock, Vitrine 6
Ab 18. September 2025 ist die Kassette für ein Jahr in der Sonderausstellung „Vom Zauber der Materialien – Faszinierende Werkstoffe und ihre Verwendung im alten Kunsthandwerk“ im Foyer der Schell Collection zu besichtigen.

Maße: 21,5 x 31 x 22,5 cm

Datierung: 1915

Beim aktuellen Objekt des Monats handelt es sich um eine hölzerne Kassette mit Metalleinlagen und einem Aufsatz aus Rosenquarz. Sie wurde im frühen 20. Jahrhundert in Schwäbisch Gmünd von der Firma Erhard & Söhne hergestellt. Auf den vier Seiten befinden sich Darstellungen aus dem nordischen Sigurdslied, umgesetzt durch Messingeinlagen auf Palisanderholz. Die Szene auf der Vorderseite zeigt Sigurd, wie er den Drachen Fafnir erschlägt. Das Schlüsselloch wurde geschickt im Mund des Drachen platziert. (Abb. 2) Auf der Rückseite erweckt Sigurd die Walküre Brynhild aus ihrem Schlaf. (Abb. 3) Diese Szene weist auf die nordische Sigurdssage hin, weil sie einen Erzählabschnitt wiedergibt, der inhaltlich nicht mit dem deutschen Nibelungenlied übereinstimmt. Auf der rechten Seitenwand wird Sigurd von den Vögeln im Wald gewarnt (Abb. 4) und auf der linken Seitenwand ist Sigurd als Schmied abgebildet (Abb. 5) – auch diese Szenen sind Teil der Sigurdslieder, nicht der Nibelungensage. Sigurd trägt in allen vier Szenen eine vermeintlich germanische Tracht, wie man sie im frühen 20. Jahrhundert oft bei Heldendarstellungen einsetzte, ohne dafür auf historische Vorlagen zu achten. Alle Szenen auf der Kassette sind im Hintergrund von Ästen mit Lindenblättern umgeben, die sich wiederum an das Nibelungenlied halten, bei dem einem Lindenblatt eine wichtige Rolle zukommt. Zum Inhalt des Nibelungenlieds sowie der nordischen Sigurdssage aber später mehr! Der Deckel der Kassette ist mit geometrischen Mustern gepaart mit den floralen Lindenblattmotiven übersät. Der Griff wurde mit zwei größeren und fünf kleinen, oval geschliffenen Rosenquarzen dekoriert. (Abb. 1)

Abb. 2: Vorderseite – Sigurd tötet den Drachen Fafnir

Erhard & Söhne

Für die Herstellung des Kästchens in den 1910er Jahren zeichnet sich die Firma Erhard & Söhne verantwortlich. 1844 wurde Erhard & Söhne von Carl Gottlob Erhard (1790-1874) gegründet. Die Produktionsstätte in Schwäbisch Gmünd wurde für mehr als sechs Generationen im Familienbetrieb geführt. Mit den Söhnen Carl (1819-1888) und Julius (1820-1898) erlangte das Unternehmen dank innovativer Entwicklungen im Zusammenhang mit Kunstgewerbe, Technik und Forschung überregionale Bedeutung. Zu Beginn der Produktion wurde vor allem Messing für Schlösser, Beschläge und Zierteile verarbeitet. Aber auch Gebrauchs- und Luxusgüter sowie Kirchen- und Kultgeräte wurden ab 1857 angefertigt. Zur Produktpalette des 20. Jahrhunderts zählten u.a. Kassetten und Schreibtischgarnituren. 1956 erwarb Erhard & Söhne das Patent für doppelwandige Thermoskannen. Somit gelang dem Unternehmen der Übergang von der Einzelanfertigung kunsthandwerklicher Objekte hin zur Massenproduktion und späterem Industriedesign. Heute produziert die Firma Erhard & Söhne Kraftfahrzeugteile, unter anderem für Rolls Royce, BMW oder VW. Sie wurde 2012 mit der Magna Steyr Fuel Systems GmbH fusioniert und zählt somit zu den führenden Tankherstellern in Europa.[1]

Falls Sie mehr über die Firma Erhard & Söhne sowie deren kunstgewerbliche Erzeugnisse erfahren möchten, dann schauen Sie gerne beim Objekt des Monats August 2020 vorbei!

 

Abb. 3: Rückseite – Sigurd weckt die schlafende Walküre Brynhild

Zu den verwendeten Materialien

Palisanderholz

Palisanderholz wird auch als Brasilianisches Rosenholz bezeichnet und kommt in den tropischen Regenwäldern Südamerikas, vom Osten Brasiliens bis nach Argentinien, vor. Das Kernholz kann von Hellbraun über Dunkelbraun bis zu einem violettstichigen Schwarzbraun gefärbt sein und umfasst somit ein breites Farbspektrum.[2] Südamerikanischer Palisander ist gemeinhin als Rio-Palisander bekannt und gehört zur Gattung der Dalbergien aus der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae).[3] Er wächst langsam, glänzt matt und ist im Vergleich zu vielen anderen Holzarten sehr hart. Er gilt als insektenfest und nicht anfällig für Pilze. Rio-Palisander lässt sich gut bearbeiten, ist aber aufgrund seines hohen Ölgehalts schwer zu polieren. Ab dem 15. Jahrhundert wurde er über Portugal nach Europa importiert und als Furnier genauso wie als Vollholz eingesetzt. Im späteren 17. Jahrhundert wurde Palisander dann vermehrt durch die Holländer gehandelt und daraufhin auch im Norden Europas stärker genutzt. Erst im späten 18. und vor allem im 19. Jahrhundert wurde das Holz in großen Mengen für Salonmöbel verarbeitet, besonders in Frankreich. In dieser Zeit wurde es primär als Furnier sowie als Kontrastholz für Intarsien genutzt.[4] Grundsätzlich wurden in Europa exotische Holzarten häufig miteinander verwechselt. Deshalb wurde anstatt des südamerikanischen Palisanders manchmal auch ostindischer Palisander oder Bahia Rosenholz verwendet, weil diese Holzarten sich in Farbe und Maserung sehr ähnlich sind.[5]

Der Export des Holzes ist seit vielen Jahren beschränkt, denn Rio-Palisander ist laut der Weltnaturschutzorganisation IUCN seit 1992 als gefährdete Pflanzenart gelistet. Dementsprechend werden heute nur geringe Mengen des Holzes exportiert und verarbeitet.[6]

Messing

Messing ist eine Legierung aus Kupfer und Zink, die zudem beispielsweise Nickel, Blei oder Mangan enthalten kann. Die klassische Mischung besteht zu rund zwei Dritteln aus Kupfer und einem Drittel aus Zink und weist eine hellgelbe Farbe auf, wobei der Farbton je nach Verhältnis der Ausgangsmetalle unterschiedlich ausfällt. Erfunden wurde Messing in der Antike, vor rund 5000 Jahren, wobei die genaue Herkunft unbekannt ist. Vermutet wird, dass es erstmals von der Volksgruppe der Mossynoiker nahe der heute türkischen Stadt Trabzon am Schwarzen Meer hergestellt wurde.[7] Frühe Erzeugnisse aus Messing sind aus dem persischen, indischen und kleinasiatischen Raum bekannt. In Mittel- und Westeuropa wurde die Legierung erst im späten ersten Jahrtausend vor Christus hergestellt.  Aufgrund seiner farblichen Ähnlichkeit zu Gold wurde Messing manchmal für Fälschungen genutzt. Das Material ist leicht zu bearbeiten und eignet sich bis heute für die serielle Herstellung von Produkten. Zudem wird Messing vielfach für die Schaffung kunsthandwerklicher Objekte genutzt. Dafür wird Messingblech durch Treiben, Biegen und Walzen verformt. Es lässt sich problemlos punzieren, ziselieren, gravieren, polieren oder vergolden. Messing fand im Kunsthandwerk auch als Beschlag, Intarsie oder Gefäß Verwendung. [8]

Rosenquarz

Bei Rosenquarz handelt es sich um ein grobkörniges Quarzgestein, das meist einen blassen Hellrosaton aufweist. Quarz ist ein Mineral, das in unterschiedlichen Bedingungen entstehen kann und dementsprechend ein breites Spektrum an möglichen Farben aufweist. Chemisch gesehen handelt es sich dabei um kristallisiertes Siliziumoxid. Es ist sehr hart und dementsprechend auch widerstandsfähig. Neben Rosenquarz zählen beispielsweise auch Bergkristall, Achat, Karneol und Amethyst zu den Quarzen. Die rosarote Farbe von Rosenquarz kommt von einem geringen Anteil Mangan oder organischen Stoffen, die im Material eingeschlossen wurden. Bei sehr starker Erhitzung verliert Rosenquarz deshalb seine Farbe. Abgebaut wird er heute besonders in Brasilien, den USA und Madagaskar. Im Raum Mitteleuropa sind die Lagerstätten, die es beispielsweise im Bayerischen Wald oder in der Oberpfalz in Deutschland gab, weitgehend erschöpft. Auf österreichischem Boden wurde früher in der Steiermark und in Kärnten Rosenquarz abgebaut.[9]

Abb. 4: rechte Seitenwand – Sigurd versteht die Sprache der Vögel im Wald

Worum geht es auf dem Objekt?

Die Darstellungen auf dem Objekt des Monats August beziehen sich auf eine der bedeutendsten Sagen des deutschen Sprachraums, nämlich die Sigurdssage beziehungsweise den Nibelungenepos.

Der Nibelungenepos ist eine im deutschsprachigen und skandinavischen Raum weitverbreitete Heldensage, die über Jahrhunderte in zahlreichen voneinander abweichenden Fassungen überliefert wurde. Ihre bekannteste schriftliche Version ist das deutschsprachige Nibelungenlied, das vermutlich um 1200 im süddeutschen Raum von einem unbekannten Autor niedergeschrieben wurde. Der Inhalt der Sage ist auch Teil der altnordischen Thidreksaga, die sich um den Helden Dietrich von Bern dreht, sowie der auf Isländisch verfassten Lieder-Edda, die beide im 13. Jahrhundert verschriftlicht wurden. Die Hintergründe der Sage reichen allerdings bis in das Zeitalter der Völkerwanderung in Europa, dem Übergang von Spätantike zu Frühmittelalter, zurück. Als gewissermaßen historischer Kern der Erzählung gilt der im 5. nachchristlichen Jahrhundert aufgekommene Konflikt zwischen den ostgermanischen Burgunden am Rhein und den Truppen des weströmischen Reichs, die im Kampf von einem hunnischen Reiterheer unterstützt wurden. Die gegen die römischen Machthaber revoltierenden Burgunden, welche ihren eigenen Einflussbereich vergrößern wollten, wurden damals von den angeheuerten Hunnen geschlagen und das gesamte Volk weitgehend ausgelöscht. Aber auch weitere historische Persönlichkeiten sollen die Bildung der Nibelungensage vage beeinflusst haben, beispielsweise Attila der Hunnenkönig, Brunichild (auch Brunehilde) die Königin der Franken oder der ostgotische König Theoderich der Große. Die Sage ist allerdings nur lose mit historischen Tatsachen verknüpft, sie hält sich nicht an wahrheitsgetreue Geschehnisse und weicht zeitlich stark von realen Abläufen ab. Nachdem die verschiedenen Adaptionen des Nibelungenstoffes erst über viele Jahrhunderte mündlich erzählt wurden, bevor man sie niedergeschrieben hat, kann man davon ausgehen, dass sie im Laufe der Zeit oft verändert und neu zusammengefügt wurden, bis die uns bekannten Versionen des Hochmittelalters entstanden sind.[10]

Abb. 5: linke Seitenwand – Sigurd als Schmied

Der Nibelungenepos, das Sigurdslied und die Thidreksaga im Vergleich

Nibelungenepos

Der Nibelungenepos dreht sich um den Helden Siegfried von Xanten, den Drachentöter, und befasst sich mit seinen Abenteuern, seinem Tod und den Folgen davon. Er wurde von einem unbekannten Autor um 1200 auf Mittelhochdeutsch niedergeschrieben.

Siegfried von Xanten, Sohn von König Siegmund und Königin Sieglinde, ist unmenschlich stark und mutig. Er möchte nicht zu Lebzeiten seiner Eltern als König herrschen und zieht deshalb in die Welt hinaus, um Abenteuer zu bestehen. Dabei besiegt er unter anderem einen Drachen und badet in dessen Blut, um unverwundbar zu werden. Ihm fällt dabei allerdings ein Lindenblatt zwischen die Schultern, woraufhin diese Stelle verwundbar bleibt. Der Drache hatte einen Schatz bewacht, der eigentlich den Nibelungen, dem Zwergenvolk des verstorbenen Königs Nibelung, gehört. Siegfried soll daraufhin den Schatz gerecht unter Nibelungs Söhnen teilen und dafür reich belohnt werden. Einer der Zwerge beschuldigt ihn kurz darauf allerdings der ungerechten Teilung, woraufhin ein Streit los bricht und Siegfried alle Zwerge umbringt. Nur der Zwerg Alberich, Hüter des Nibelungenhorts, wird am Leben gelassen und muss Siegfried dafür seinen Tarnmantel überlassen. Daher besitzt Siegfried fortan den Nibelungenschatz, das zugehörige Nibelungenschwert und einen Tarnmantel. [11]

Siegfried hört von der wunderschönen burgundischen Prinzessin Kriemhild und entscheidet sich, um sie zu werben. Kriemhilds Bruder Gunter, König der Burgunden, verlangt im Gegenzug für die Hand seiner Schwester Siegfrieds Hilfe bei seiner eigenen Brautwerbung. Gunter möchte nämlich die starke und bisher im Kampf unbesiegte Brunhild, Königin von Island, ehelichen. Diese heiratet aber nur einen Mann, der sie bei drei von ihr vorgegebenen Kampfspielen besiegen kann. Durch einen Betrug besiegt Gunter dann mit Siegfrieds Hilfe Brunhild und es kommt zu einer Doppelhochzeit zwischen Siegfried und Kriemhild sowie Gunter und Brunhild.[12]

In der Hochzeitsnacht weigert sich Brunhild mit Gunter zu schlafen, denn durch den Verlust ihrer Jungfräulichkeit würde sie auch ihre unmenschliche Stärke verlieren. Sie ringt mit Gunter, fesselt ihn mit ihrem Gürtel und hängt ihn an die Wand. Hier gibt es unterschiedliche Versionen: entweder sind Brunhilds Jungfräulichkeit und ihr eiserner Wille der Grund für ihre Stärke, oder der Besitz ihres magischen Gürtels und Rings. Gunter braucht daher erneut Siegfrieds Hilfe. Siegfried schleicht mit seinem Tarnumhang ins Schlafzimmer von Gunter und Brunhild, ringt mit ihr und – hier variieren die Erzählungen wieder: Entweder nimmt Siegfried im Kampf Brunhilds Ring und Gürtel ab, woraufhin sie ihre Kräfte verliert und sich Gunter unterwerfen muss, oder Siegfried vergewaltigt Brunhild, weshalb sie durch den Verlust ihrer Jungfräulichkeit ihre Stärke verliert.[13]

Die Königinnen Kriemhild und Brunhild verfallen Jahre später in einen Streit darüber, wer von ihnen den höheren Rang hat – weil König Gunter vor seiner Frau Brunhild behauptet, Siegfried wäre sein Gefolgsmann, obwohl Siegfried zu dieser Zeit schon selbst König ist. Kriemhild blamiert Brunhild daraufhin, weil sie vor dem gesamten Hof erzählt, dass Brunhild in einer Intrige von Siegfried vergewaltigt und entjungfert wurde, nicht von ihrem Ehemann Gunter.[14] In der anderen Version ist die Blamage darauf zurückzuführen, dass Siegfried – und nicht Gunter – Brunhild im Schlafzimmer besiegt und ihren magischen Gürtel und Ring an Kriemhild verschenkt hat. (Abb. 6) Brunhild bringt daraufhin Gunters Gefolgsmann Hagen von Tronje dazu, Siegfried aus dem Hinterhalt bei der Jagd zu ermorden, um die Verletzung ihrer Ehre zu rächen. Auch ihr Mann Gunter und seine jüngeren Brüder wissen über den Plan Bescheid. Als Siegfried bei besagter Jagd aus einem Fluss Wasser trinkt, stößt ihm Hagen einen Speer zwischen die Schulterblätter, seine einzige verwundbare Stelle. Kriemhild ist untröstlich über den Tod ihres geliebten Mannes und schwört Vergeltung.[15] Hagen stiehlt inzwischen den Schatz der Nibelungen von Kriemhild, damit sie keine finanziellen Mittel hat, um sich an ihm zu rächen. Er versenkt den Schatz im Rhein. Kriemhild trauert für viele Jahre um Siegfried, bis der verwitwete Hunnenkönig Etzel um ihre Hand anhält. Sie heiratet ihn, lebt mit ihm auf seiner Festung und gebiert ihm einen Sohn.[16] Jahre später bittet Kriemhild Etzel darum, ihre drei Brüder ins Hunnenland einzuladen. Diese stehen der Einladung zwar misstrauisch gegenüber, weil Kriemhild ihnen den Mord an Siegfried nie verziehen hat, nehmen sie aber dennoch an. Die Burgunden reisen mit großer Gefolgschaft an den Hof Etzels.[17] Dort fordert Kriemhild den Schatz der Nibelungen von Hagen und ihren Brüdern und verlangt, dass die Burgunden ihre Waffen ablegen, wie es sich gehört, wenn man zu Gast ist. Es kommt zum Streit zwischen Kriemhild und Hagen von Tronje, woraufhin Hagen Kriemhilds und Etzels Sohn, einem Kleinkind, den Kopf abschlägt und somit den Beginn der Kampfhandlungen initiiert.[18] Im Laufe der Kämpfe sterben viele Hunnenkrieger und Gefolgsleute Etzels und auch das gesamte Volk der Burgunden findet den Tod. Nach Hagens Tod ist der Schatz der Nibelungen für immer im Rhein versunken. Auch Kriemhild wird am Ende von einem Gefolgsmann Etzels erschlagen.[19]

Abb. 6: Ernst Kutzer, Streit der Königinnen, Anfang 20. Jahrhundert

Sigurdslied

Das Sigurdslied ist Teil der nordischen Lieder-Edda, einer Sammlung von Dichtungen unbekannter Autoren, die sich um Nordische Mythologie und Heldenlieder drehen. Sie wurde im späten 13. Jahrhundert in Island verschriftlicht.

Die Sage von Sigurd behandelt teilweise dieselbe Geschichte wie die Nibelungensage, unterscheidet sich allerdings in vielerlei Hinsicht davon. Sie ist stark mit dem Glauben an nordische Gottheiten verbunden und nicht vom Christentum beeinflusst. Sigurd gilt als Sohn Sigmunds des Volsungen, der ein Nachfahre des Göttervaters Odin ist. Sigmund stirbt im Kampf, als Sigurd noch ein Säugling ist. Sigurds Mutter heiratet daraufhin den Schmied Regin, weshalb Sigurd das Schmiedehandwerk von seinem Stiefvater erlernt. Regins Bruder ist ein Formwandler namens Fafnir, der die meiste Zeit als Drache lebt. Sein anderer Bruder Ottur ist ebenfalls ein Formwandler und verwandelt sich eines Tages in einen Otter, um zu fischen. In diesem Zustand wird er von Trickster- Gott Loki getötet, denn dieser will das glatte Fell des Otters besitzen. Hreidmar, der Vater von Regin, Fafnir und Ottur, ist schockiert über den Tod seines Sohnes und verlangt als Entschädigung so viel Gold von Loki, dass sich damit das gesamte Otterfell bedecken ließe. Loki macht sich also auf die Suche nach Gold und stößt auf den Schatz des Zwerges Andvari, zu dem auch ein magischer Ring gehört, der den Reichtum seines Besitzers mehren sollte. Andvari verflucht den Ring, bevor er ihn Loki aushändigt. Nachdem Hreidmar den Schatz bekommen hat, wird er bald von seinem Sohn Fafnir umgebracht, weil dieser den Reichtum für sich haben will. Fafnirs Bruder Regin versucht daraufhin seinen Stiefsohn Sigurd, der im Jugendalter schon unglaublich stark und kräftig war, zu überreden, den Schatz von Fafnir an sich zu bringen. Sigurd ist dabei erfolgreich, er tötet den Drachen und bemächtigt sich des Schatzes samt dem verfluchten Ring. Weil er Hunger hat, brät er sich das Herz des Drachen am Feuer und verbrennt sich den Finger, woraufhin er diesen in den Mund nimmt, um die Schmerzen zu lindern. Sobald Fafnirs Blut Sigurds Zunge berührt, kann er die Sprache der Vögel verstehen. (Abb. 4, Abb. 7) Diese zwitschern ihm zu, dass sein Stiefvater Regin ihn töten will, sobald er den Schatz nach Hause gebracht hat. Sigurd merkt daraufhin, dass seine Haut steinhart wird, wo das Blut des Drachen ihn berührt hat. Deshalb schmiert er sich am ganzen Körper mit dem Blut ein – nur zwischen seine Schulterblätter gelangt er mit den Händen nicht, weshalb diese Stelle verwundbar bleibt. Sigurd geht nach Hause, enthauptet seinen Stiefvater und zieht in die Welt hinaus. Er verliebt sich in die schlafende Walküre Brynhild, eine Schildmaid des Gottes Odin, erweckt sie aus ihrem langjährigen Schlaf und hält um ihre Hand an. Zur Verlobung schenkt er ihr Andvaris verfluchten Ring. Als Sigurd in die Ferne zieht, um Abenteuer zu bestehen, gelangt er an den Hof König Gunnars, dessen Schwester Gudrun sich in ihn verliebt. Die Mutter Gudruns, Zauberin Grimhild, verabreicht Sigurd wenig später einen Zaubertrank, durch den er seine Verlobung mit Brynhild vergessen und sich stattdessen in Gudrun verlieben soll. Sigurd und Gudrun heiraten, woraufhin Gunnar Sigurd bittet, ihm bei der Werbung um die starke und mächtige Walküre Brynhild beizustehen. Als Brynhild bei Gunnars Brautwerbung die Untreue Sigurds, der sie nicht einmal mehr erkennt, entdeckt, lässt sie ihn ermorden. Bei seiner Bestattung nimmt sie sich aus lauter Kummer selbst das Leben.[20] Der gesamte Erzählstrang aus dem Nibelungenlied über die Rache von Sigurds Witwe fällt hier also gänzlich weg.

Abb. 7: Arthur Rackham, Siegfried trinkt das Blut des Drachen, Buchillustration 1911

Thidreksaga

Die Thidreksaga dreht sich um den Helden Dietrich von Bern und wurde im frühen 13. Jahrhundert zuerst in Norwegen in altnordischer Sprache aufgeschrieben, wobei es auch schwedische Versionen davon gibt. Die Geschichte von Sigurd ist nur ein Erzählstrang unter mehreren.

Sigurd wächst in der Thidreksaga aufgrund eines Intrigen-Geflechts nicht bei seinen leiblichen, königlichen Eltern – sein Vater ist König Sigmund von Tarlungaland – sondern bei einem Schmied namens Mime auf, der ihn als Säugling im Wald gefunden hatte. Mimes Frau kann keine Kinder gebären, weshalb das Ehepaar Sigurd als Ziehsohn zu sich nimmt. Mimes Bruder Regin ist bösartig und betreibt dunkle Zauberei, bis er irgendwann zu einem Drachen wird. Sigurd ist als Jugendlicher schon unglaublich stark, weshalb Mime und dessen Lehrlinge Angst vor ihm haben. Weil Sigurd so schwer zu bändigen ist, möchte Mime ihn von Regin umbringen lassen. Sigurd tötet den Drachen Regin allerdings ohne Probleme und die Erzählung nimmt ihren Lauf, gleich wie in der isländischen Edda – Sigurd erfährt von den Vögeln, dass Mime ihn ermorden lassen wollte, wird durch das Drachenblut unverwundbar, nimmt den Schatz des Drachen an sich und tötet seinen Ziehvater.[21] Sigurd heiratet bald darauf Prinzessin Grimhild, die Schwester des burgundischen Königs Gunnar, und wirbt dafür in Gunnars Namen um Brünhild. Diese ist in der Thidreksaga keine Walküre und auch nicht Königin Islands, sondern beherrscht ein Reich am nordeuropäischen Festland. Auch hier wird plötzlich erwähnt – gleich wie im isländischen Sigurdslied – dass Sigurd und Brünhild sich schon kannten, bevor er Grimhild geheiratet hatte. Er war mit Brünhild verlobt, weshalb diese verletzt und wütend reagiert, weil er nun – ganz ohne den Einfluss von Zaubertränken, wie es in der Lieder-Edda erzählt wurde – eine andere Frau geheiratet hat. Dennoch heiraten Gunnar und Brünhild, aber Gunnar kann der Stärke seiner Frau nicht das Wasser reichen. In dieser Version der Sage nimmt Sigurd Brünhild gewaltsam in der Dunkelheit der Nacht ihre Jungfräulichkeit, damit sie ihre magische Kraft verliert und das Bett fortan mit Gunnar teilen muss. Hier braucht er keinen Tarnmantel, um ihr vorzutäuschen, dass sie von Gunnar übermannt worden wäre.[22]
In der Thidreksaga ist nicht Hagen der Gefolgsmann von König Gunnar, sondern er trägt den Namen Högni und ist der Halbbruder von Gunnar und Grimhild. Högni ist zur Hälfte Mensch und zur Hälfte Zwerg. Nach dem Streit der Königinnen Grimhild und Brünhild bittet Brünhild Högni, ihre Ehre zu retten. Obwohl Sigurd also sein Schwager ist, ist Högni bereit ihn umzubringen, um Brünhilds Ehre zu rächen.[23] Der weitere Verlauf der Geschichte überschneidet sich fast gänzlich mit der Nibelungensage. Grimhild heiratet den Hunnenkönig Attila, trauert aber weiterhin um ihren geliebten Sigurd. Ihre Brüder werden an den Hof im Reich der Hunnen geladen, um ihr Sigurds Drachenschatz zu bringen. Sie kommen der Einladung zwar nach, jedoch ohne den Schatz. Hier beginnt Grimhild erst, Rachepläne zu schmieden, als die Brüder ihr weiterhin die ihr zustehenden Reichtümer verwehren.[24] Den Beginn des Massakers zeichnet auch hier, dass Högni Grimhilds und Attilas kleinen Sohn nach einer geringen Provokation vor aller Augen ermordet.[25]

Fazit des Vergleichs

Die Charaktere des Sigurdslieds, der Thidreksaga und der Nibelungensage überschneiden sich Großteils, haben aber andere Namen. Als Nibelungen bzw. Niflungen wird einerseits das Zwergengeschlecht bezeichnet, dessen Schatz Siegfried/Sigurd sich aneignet, andererseits werden aber auch oft das Volk der Burgunder sowie das burgundische Königshaus so genannt. Der Zwerg Andvari im Sigurdslied ist gleichzusetzen mit Alberich im Nibelungenepos, Stiefvater Regin im Sigurdslied ist Ziehvater Mime in der Thidreksaga und Gudrun im Sigurdslied ist Grimhild in der Thidreksaga und Kriemhild im Nibelungenlied. Der Part des Nibelungenlieds, der sich um die Rache von Siegfrieds tief verletzter Frau nach seiner Ermordung dreht, kommt im Sigurdslied beispielsweise gar nicht vor. Die inhaltlichen Unterschiede zwischen den Erzählungen von Siegfried im deutschen Sprachraum und Sigurd in den Versionen aus Nordeuropa sind vielfältig. Während beispielsweise Siegfried im Blut des erschlagenen Drachens badet, fällt ihm ein Lindenblatt zwischen die Schulterblätter, weshalb er an dieser Stelle verwundbar bleibt. Sigurd wiederum streicht sich das Blut des Drachen auf den Körper und gelangt dabei nicht zwischen seine Schultern, ganz ohne Einfluss eines Blatts. Brynhild ist im Sigurdslied eine Walküre, Brünhild in der Thidreksaga Herrin eines Ortes namens Seegard in Skandinavien und Brunhild im Nibelungenlied die Königin von Island. Ihre unmenschliche Stärke verliert sie im Nibelungenlied, weil Siegfried, versteckt unter seinem Tarnmantel, nachts im Schlafzimmer mit ihr ringt und sie in den meisten Versionen auch selbst entjungfert. Auch in der Thidreksaga ist der Verlust von Brünhilds Jungfräulichkeit unentbehrlich für die Geschichte, wobei Sigurd hier aufgrund der Dunkelheit keinen Tarnmantel für den Betrug benötigt. Im Sigurdslied geht die Verbindung von Brynhild und Sigurd mit einer Verlobung und in manchen Versionen auch einer Hochzeit einher, weshalb sie somit auf Freiwilligkeit basiert.

Spannend ist beim Vergleich der verschiedenen Versionen desselben Stoffs auch die Rolle der beiden Frauenfiguren in der Geschichte. Brunhild und Kriemhild sind zentrale Charaktere im Nibelungenlied und verlieren in keiner Adaption des Werkes an Relevanz für den Fortlauf der Handlung. Der Konflikt zwischen den beiden weiblichen Charakteren führt zum Tod des Helden sowie zum Ende der Burgunder. Den Grundstein für diesen Konflikt legen allerdings in jeder Version der Geschichte die Männer. Entweder Sigurd mit seiner Untreue gegenüber seiner Verlobten Brynhild/Brünhild in den nordischen Versionen der Geschichte, sowie auch Gunnar/Gunter mit seiner Unehrlichkeit gegenüber seiner Ehefrau Brünhild/Brunhild in Thidreksaga und Nibelungenepos, in der er von Siegfried/Sigurd unterstützt wird. Der Verlust von Brünhilds/Brunhilds Jungfräulichkeit an einen Mann, der nicht ihr Ehemann ist, war eine große Kränkung der Ehre in vergangenen Epochen – und dabei ist noch gar nicht die Rede davon, dass sie dazu gezwungen wurde. Und nicht zuletzt hat Sigurd/Siegfried seiner Frau Grimhild/Kriemhild von seiner schändlichen Tat erzählt, ihr in manchen Versionen sogar den entwendeten Ring und Gürtel von Brünhild/Brunhild geschenkt. Auch Högni/Hagen, der Sigurd/Siegfried aus dem Hinterhalt ermordet hat, kann schwer als Held gedeutet werden. Man kann also beim Lesen der Geschichten im Jahr 2025 nur schwer auf die Idee kommen, Männer wie Sigurd/Siegfried, Gunnar/Gunter oder auch Högni/Hagen, als unschuldige Charaktere und reine Opfer weiblicher Machenschaften zu interpretieren.
Brunhild und Kriemhild werden in neueren Verschriftlichungen des Nibelungenlieds aus dem 20. Jahrhundert gerne als die Antagonistinnen der Geschichte dargestellt, die rachsüchtigen Frauen, unweiblich in ihren Entscheidungen, kalt und hartherzig. Aber tatsächlich sind die Frauen in den ursprünglichen Versionen der Geschichten im Fokus der Erzählungen. Kriemhild ist im Nibelungenlied von Anfang bis Ende präsent, das Epos handelt im Grunde von ihr. Sie macht eine nennenswerte Charakterentwicklung durch: Zu Beginn ist sie die klassische holde Maid, in die sich der Held verliebt. Als liebende Gattin verteidigt sie ihre eigene Ehre sowie die Ehre ihres Mannes beim Streit mit Brunhild. Nach Siegfrieds Tod leidet sie als trauernde Witwe und ist ungerechter Behandlung durch Hagen und ihre Brüder ausgesetzt. Zuletzt ist sie dann die furchtbare Rächerin, die Vergeltung an den Mördern ihres Mannes übt und selbst ihr grausames Ende findet.
Im Nibelungenlied ist Brunhild als starke, amazonenhafte Konkurrentin Kriemhilds gleichzeitig ihr Gegenstück. Brunhild macht kaum eine Charakterentwicklung durch und verschwindet auch nach Siegfrieds Tod aus der Geschichte, weshalb sie eine der wenigen Charaktere ist, die am Ende der Geschichte nicht sterben. Im Sigurdslied in der Lieder-Edda verhält es sich beispielsweise genau umgekehrt. Die Walküre Brynhild verliebt sich in Sigurd und er in sie, sie heiraten in manchen Versionen des Stoffes sogar. Aber durch den Betrug und Sigurds Hochzeit mit Gudrun ist sie so tief verletzt, dass sie seinen Tod fordert. Die Rache verschlimmert ihren Schmerz allerdings nur, weshalb sie sich selbst das Leben nimmt. Im Sigurdslied wird auf Gudruns Charakter kaum eingegangen, sie bleibt blass und eindimensional.[26]

Das Heldenepos dreht sich in allen Versionen stark um Leben und Etikette am mittelalterlichen Hof. Es beschreibt dabei höfische Regeln und Gewohnheiten, an die man sich zu halten hatte. Die Figuren sind dabei oft sehr plakativ dargestellt, beispielsweise Siegfried/Sigurd als (aus zeitgenössischer Perspektive) unfehlbarer Held, der für Tapferkeit und Ehre steht. Auch das Prinzip der Rache ist allgegenwärtig. Brynhild/Brünhild/Brunhild rächt sich an Sigurd/Siegfried für die verletzte Ehre, Grimhild/Kriemhild rächt sich wiederum für den Tod ihres Mannes. Am Ende gibt es jedoch keine Gewinner, weil alle Beteiligten den Tod finden oder zumindest große Verluste erleiden. Somit ist eine Moral der Geschichte, dass Rache nicht die Lösung ist, sondern nur mehr Leid verursacht.

 

Abb 8: Handschrift des Nibelungenlieds aus St. Gallen, Schweiz, um 1200 entstanden

Wiederentdeckung des Epos und Adaption im Nationalismus

Im 19. Jahrhundert wurde in ganz Europa während des Historismus stark auf mittelalterliche Sagen zurückgegriffen. Literarische, musikalische und bildnerische Kunstwerke wurden mit epischen Inhalten aus Mittel-, Nord- und Westeuropa gefüllt. Anders als in den vorhergehenden Epochen wurde der Fokus dadurch nicht mehr auf die griechische und römische Antike als Ideale gelegt. Gerade die isländische Lieder-Edda wurde im englischen Sprachraum gerne aufgegriffen, weshalb die Geschichte von Sigurd und dem Ring beispielsweise im Epos Sigurd the Volsung von William Morris (1834-1896) neu verfasst wurde. Im deutschen Sprachraum gilt Richard Wagners (1813-1883) vierteiliger Opernzyklus Der Ring des Nibelungen als bedeutendste Umsetzung des Stoffes. Wagner hat sich hier allerdings die nordischen Versionen der Geschichte als Vorlage genommen, nicht das mitteleuropäische Nibelungenlied. Wagners Opern bestehen aus Das Rheingold und Die Walküre als Vorgeschichte der Handlung. In Siegfried und Götterdämmerung geht es dann um Siegfrieds Lebensgeschichte sowie die Folgen seines Ablebens.[27] Bildlich wurde Siegfried im 18. Jahrhundert gleich dargestellt wie die klassischen Helden der griechischen Antike. Erst im 19. Jahrhundert begann man, ihn in fiktiver deutscher Tracht des Frühmittelalters abzubilden, oft orientiert an Darstellungen des Heiligen Georg, der ebenfalls als Drachentöter bekannt ist. Gerne trägt Siegfried in der Kunst auch Fellkleidung oder spätantike Rüstungen.[28] (Abb. 7)

Das Nibelungenlied galt besonders im 19. und frühen 20. Jahrhundert als deutsches Nationalepos. Die Heldensage um Siegfried sollte Werte wie Stolz und Tapferkeit symbolisieren. Siegfried war dabei der deutsche Nationalheld, ein männliches Ideal – mutig, tapfer und stark. Allerdings wurde diese Interpretation besonders im Nationalsozialismus genutzt, um faschistische Ideologien und Rassenlehre zu verbreiten.[29] Im 20. Jahrhundert wurde die Nibelungensage mit einem neuen Blick adaptiert, der die Ebene der Fremdenfeindlichkeit hinzu brachte. Brunhild und Kriemhild stammen nicht aus dem deutschen Raum, sie werden als Ausländerinnen kontextualisiert. Erst der Kontakt mit ihnen besiegelt Siegfrieds Untergang, wodurch symbolisch der Untergang des deutschen Reichs durch ausländische Einflüsse wiedergespiegelt wurde. Diese Sichtweise war den mittelalterlichen Erzählungen fremd.[30]

Für mehr Informationen zur Nibelungensage, den verschiedenen Adaptionen sowie der Rezeption des Sagenstoffes, dann empfehle ich Ihnen sehr die Website nibelungenrezeption.de der Universität Duisburg.

Text: Laura Müller, BA BA BA

 

Abbildungen

Abb. 1: Kassette mit Darstellungen des Sigurdslieds von der Firma Erhard und Söhne, Schell Collection, Graz © prismaundkante.

Abb. 2: Kassette mit Darstellungen des Sigurdslieds, Vorderseite: Sigurd tötet den Drachen Fafnir, Schell Collection, Graz.

Abb. 3: Kassette mit Darstellungen des Sigurdslieds, Rückseite: Sigurd weckt die schlafende Walküre Brynhild, Schell Collection, Graz.

Abb. 4: Kassette mit Darstellungen des Sigurdslieds, rechte Seitenwand: Sigurd versteht die Sprache der Vögel im Wald, Schell Collection, Graz.

Abb. 5: Kassette mit Darstellungen des Sigurdslieds, linke Seitenwand: Sigurd als Schmied, Schell Collection, Graz.

Abb. 6: Ernst Kutzer, Streit der Königinnen, Grafik, frühes 20. Jahrhundert. © Nibelungenlied Gesellschaft https://www.nibelungenlied-gesellschaft.de/nlg/beitraege/das-bild-kriemhilds-und-brunhilds-in-der-kunst/

Abb. 7: Arthur Rackham, Siegfried trinkt das Blut des Drachen, Buchillustration, 1911. © Wikimedia Commons https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ring45.jpg?uselang=de

Abb. 8: Handschrift des Nibelungenlieds aus St. Gallen, Schweiz, um 1200 entstanden – Codex Sang. 857, p. 291, Strophen 1 – 22.2 © Bibliotheca Augustana https://www.tha.de/~harsch/germanica/Chronologie/12Jh/Nibelungen/nib_hanb.html

Literatur und Online-Artikel

Büchner,  Martin: Naturschätze aus der festen Erdkruste. In: Syndram, Dirk (Hg.): Naturschätze – Kunstschätze. Vom organischen und mineralischen Naturprodukt zum Kunstobjekt. Bielefeld 1991, S. 114-127.

Erichsen, Adolfine: Übersetzung der Thidreksaga vom Altnordischen ins Deutsche, Jena 1924. Online verfügbar unter: https://www.nibelungenrezeption.de/literatur/mittelalter.html, (Zugriff 24.07.2025).

Grimm, Gunter E.: Das Bild Kriemhilds und Brunhilds in der Kunst. In: Nibelungenlied Gesellschaft, Oktober 2020 https://www.nibelungenlied-gesellschaft.de/nlg/beitraege/das-bild-kriemhilds-und-brunhilds-in-der-kunst/,  (Zugriff 24.07.2025).

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[1] Konrad, Die Märchenkassette, 2020, https://www.schell-collection.com/objekt-des-monats/objekt-des-monats-august-2020/.

[2]  Zinnkann, Möbelhölzer, 2002, S. 54.

[3] ZHdK, Palisander, Rio-, 2013, https://materialarchiv.ch/de/ma:material_1429?type=all.

[4] Zinnkann, Möbelhölzer, 2002, S. 54.

[5] Ebda., S. 56.

[6] ZHdK, Palisander, Rio-, 2013, https://materialarchiv.ch/de/ma:material_1429?type=all.

[7] Hartmann, Kunstlexikon, 1996, S. 999.

[8] Hellstern, Messing, 2021, https://materialarchiv.ch/de/ma:material_755?type=all.

[9] Büchner, Naturschätze, 1991, S. 118-122.

[10] Heinzle, Von der Sage, 2003, S. 23–25. Vgl.: Frynta/Cibula/Hulpach, Europäische Heldensagen, 1991; Erichsen, Thidreksaga, 1924 und Wilkinson, Mythen & Sagen, 2020.

[11] Frynta, Siegfrieds Tod, 1991, S. 157.

[12] Ebda., S. 158-160.

[13] Ebda., S. 161. Vgl.: Erichsen, Thidreksaga, 1924, S. 34.

[14] Erichsen, Thidreksaga, 1924, S. 37.

[15] Frynta, Siegfrieds Tod, 1991, S. 163f.

[16] Frynta, Kriemhilds Rache, 1991, S. 167.

[17] Ebda., S. 169.

[18] Ebda., S. 171f.

[19] Ebda., S. 174-178.

[20] Wilkinson, Mythen & Sagen, 2020, S. 108.

[21] Erichsen, Thidreksaga, 1924, S. 6-8.

[22] Ebda., S. 33f.

[23] Ebda., S. 38

[24] Ebda., S. 41, S. 50

[25] Ebda., S. 42

[26] Grimm, Das Bild Kriemhilds und Brunhilds, 2020 https://www.nibelungenlied-gesellschaft.de/nlg/beitraege/das-bild-kriemhilds-und-brunhilds-in-der-kunst/.

[27] Wilkinson, Mythen & Sagen, 2020, S.109. Vgl.: Grimm, Politische Nibelungenrezeption, 2015,  S. 2.

[28] Grimm, Politische Nibelungenrezeption, 2015,  S. 7-9.

[29] Ebda., S. 3.

[30] Ebda., S. 11.