Geätztes Kästchen mit Darstellungen der sieben Todsünden
Sie symbolisieren menschliche Fehltritte, die den moralischen Verfall eines Einzelnen hervorbringen und wurden von Künstlern in den unterschiedlichsten Weisen dargestellt. Man versuchte die dunklen Seiten des menschlichen Charakters und dessen Schwächen aufzuzeigen. Die sieben Todsünden verstehen sich als moralische Warnung und stehen schon seit jeher im Kampf mit den sieben Tugenden, die die erstrebenswerten Verhaltensweisen der Menschen verkörpern. In diesem Artikel erfahren Sie über diese unterschiedlichen Werte und Visionen vergangener Epochen und wie sie in der Kunst verarbeitet wurden.
Bei diesem Objekt des Monats (Abb. 1) steht ein schönes und aufwendig geätztes Eisenkästchen im Mittelpunkt. Besonderes Augenmerk soll hier dem Bildprogramm geschenkt werden. Die Szenerie hat die sieben Todsünden als Ausgangspunkt. Auf der Vorderseite findet sich eine Dreiergruppe an Darstellungen der Laster. Auf der linken und rechten Seitenwand stehen sich paarweise zwei weitere Personifizierungen gegenüber. Auf der Rückseite des Kästchens sind engelsgleiche Darstellungen abgebildet worden. Zudem finden sich hier auf der Rückseite die Inschriften „VLM“ und „MDXXXV“ (Abb. 2). Es kann daher davon ausgegangen werden, dass dieses Kästchen im Jahr 1535 in Ulm hergestellt wurde.
Abb. 2: Inschrift und Abbildung auf der Rückseite, Ulm, 1535, Inv. Nr. 4559, Schell Collection
Auf der Deckeloberseite wurden zwei Wappen dargestellt, in der Mitte dieser ist durch eine Leiste das Schlüsselloch verdeckt. Eingerahmt werden die Wappen von zwei weiteren Leisten mit Nieten, um vom Schlüsselloch (Abb.3) abzulenken. Vexiere – verdeckte Schlüssellöcher – waren eine häufige Möglichkeit, die Sicherheit der Kästchen und Truhen zu verstärken. Um zum Schlüsselloch zu kommen, musste meist ein besonderer Trick angewendet werden. In diesem Fall ist die Niete von der mittleren Schiene nach hinten zu schieben, um die Leiste anzuheben. Die Abbildungen wurden in einer bemerkenswert präzisen Ausführung einer Technikätzung ausgeführt. Was sind denn aber überhaupt Laster und welche Geschichte verbirgt sich dahinter? Finden Sie es in diesem Objekt des Monats heraus.
Abb. 3: Deckelseite, Ulm, 1535, Inv. Nr. 4559, Schell Collection
Die Geschichte der Laster und Tugenden
Die sieben Todsünden sind eine Zusammenstellung von besonders schwerwiegenden Lastern oder auch moralischen Fehlern, die im Christentum als Gefahr für das Seelenheil angesehen wurden und von denen sich die Menschen befreien oder fernhalten sollten. Behandelt werden sie vor allem in der Literatur und in bildlichen Darstellungen und sollen auch als Abschreckung einer falschen Lebenseinstellung gesehen werden. Früher wurden sie als Hauptlaster bezeichnet, bis sie vom Begriff der Todsünden abgelöst wurden. Ihnen gegenüber stehen die sieben Tugenden, nach denen man sein Leben und seine Verhaltensweisen ausrichten sollte. Sie dienen als Wegweiser. Meist werden in der Literatur die Laster als geschlossene Gruppe und immer im Zusammenhang mit ihren Gegenpolen, den Tugenden, dargestellt.
Anders als viele annehmen, entstammt diese Gruppe nicht direkt aus der Bibel, jedoch gilt für viele Religionsgemeinschaften, dass die Sünde in die reine Seele von außen eindringt und das Heil des Menschen dadurch gefährdet. Die Anfänge dieser Lehren entdeckt man unter anderem in der orthodoxen Kirche, wobei ursprünglich noch von acht Lastern ausgegangen wurde. Über Jahrhunderte verfasste man in der abendländischen Kulturgeschichte Kataloge zu Tugenden und Lastern und es ist bis heute eine große Anzahl an Schriften und Bildern publik, in denen die Todsünden repräsentiert werden. Für einen groben Überblick sollen nun eine Auswahl einiger Schriften und Darstellungen aufgezeigt werden.
Die Idee von den Hauptlastern ist älter als das Christentum und hat vorchristliche Wurzeln. Auch griechische Theologen hatten bereits Begriffe und Ausdrücke konstruiert. Beispielsweise spricht der Ende des 4. Jh. n. Chr. lebende Mönch Euagrios Pontikos (345–399) von sogenannten oktologismoi, acht böse und von Dämonen indoktrinierte Gedanken. Er war der erste christliche Schriftsteller, der eine umfassende Abhandlung formulierte. Bei Cassian († 430/35) wurde die Lehre aus dem Orient für den Westen übernommen und verbreitet. Hier spricht in der fünften von 24 Unterredungen, Abt Serapion über acht Hauptlaster, welche wie folgt übersetzt werden können[1]:
Acht Hauptlaster gibt es, welche das menschliche Geschlecht beunruhigen, nemlich das erste die Gastrimargie, welches bedeutet die Völlerei des Bauches; das zweite die Unzucht; das dritte die Philargyrie, d.i. der Geiz oder die Geldliebe; das vierte der Zorn; das fünfte die Traurigkeit; das sechste die Acedia, d.i. die Engherzigkeit oder der Überdruß des Herzens; das siebente die Cenodoxie, d i. die Prahlerei, das eitle Rühmen; das achte der Hochmuth.[2]
Abb. 4: Auszug aus „Psychomachia“ des Prudentius, Verse 145–154, Bilder zu Vers 145 (rechts oben): Das Schwert der Ira zerbricht / zu Vers 151 (links oben): Selbstmord der Ira / zu Vers 155 (unten): Worte der Patientia an die tote Feindin
Eine der wichtigsten Darstellungen und einflussreichsten Texte des Kampfes zwischen Tugenden und Lastern ist das Epos „Psychomachia“ des Prudentius, welches im 4./5. Jh. n. Chr. als bebilderter Text erschien. Dieses schildert den Kampf der beiden Parteien wie einen militärischen Feldzug und die Schlacht wird als einzelne Kampfepisoden (Abb. 4) interpretiert. Der große Sieg der sieben Tugenden über die sieben Laster wird durch die Errichtung des Tempels der Weisheit erfasst. Es ist zudem ein Konflikt zwischen Leib und Seele, wobei die gesamte menschliche Person Schauplatz dieses Geschehens ist. Mit Ausnahme der zwei ersten Szenen des Kampfes, verfolgt Prudentius das Strafprinzip der Vergeltung, angewendet auf die Laster. Hier spiegelt die Todesart das Verbrechen oder auch das Wesen der Sünde wieder. Durch den Sieg der Tugend wird das Laster zunichte gemacht und in seinem Wesen vernichtet. Für den Verfasser war eine Siebenlasterreihe maßgebend.[3]
Gregor der Große (um 540–604) spielte eine entscheidende Rolle bei der Etablierung der traditionellen abendländischen Siebenzahl der Hauptlaster und festigte diese Anzahl. Da er nicht nur als späterer Papst unter mönchischer Tradition stand, hat er allerdings die Achtlasterlehre von Cassian 160 Jahre später nicht gänzlich aufgegeben. Die mönchischen Verfasser hatten die Laster nach ihren Bedürfnissen gegliedert, somit standen zu Beginn die fleischlichen Sünden, gefolgt von den geistigen und enden mit dem Schlimmsten aller Laster – dem Stolz. Diese Sünden wurden von ihm systematisiert und gelten als Grundlage für weitere moralische Sünden und sind in der katholischen, orthodoxen sowie in einigen protestantischen Traditionen von Bedeutung. Man sah die Laster als etwas Gegebenes an, welche aber mit Beispielen unterlegt wurden. Gregor sah Superbia (Hochmut) als die Wurzel allen Übels an, aus der die übrigen sieben Laster getrennt von und aus ihr entstanden. Schließlich erfuhr auch seine Auswahl später eine Änderung in der Anordnung und im Inhalt. Jedoch nennt Gregor nicht die Quellen, auf die er sich bezog. Seine Nachfolger konnten nun durch eine weitere Zusammenlegung zweier fast identer Laster (superbia/Hochmut und vana gloria/Ruhmsucht) ohne diese Reihenfolge maßgeblich zu verändern, jene sieben Lasterreihe, deren Inhalt Geltung für die römisch-katholische Kirche erreichte, entwickeln. Lediglich die Anordnung erfuhr in scholastischer Zeit unerhebliche Änderungen.[4]
Die Reihenfolge und die symbolische Darstellung sowie ihre Anzahl zwischen sieben und acht Lastern waren sowohl in den theologischen Schriften als auch in der Kunst inkonsequent. Die heute bekannte Siebenreihe mit Superbia, Avaritia, Luxuria, Ira, Gula, Invidia und Acedia etablierte sich erst gegen Ende des 12. Jahrhunderts. Die Lasterdarstellungen verfolgten nicht nur eine moralische Belehrung, sondern laut Troescher vermutlich auch eine apotropäische Funktion, um schadenbringende Mächte fernzuhalten, was vor allem bei Kirchenbauten maßgebend war. Die symbolische Form der menschlichen Laster war nicht nur in der zweidimensionalen Kunst gängig, sondern beispielsweise auch an deutschen Kirchen im 12. und 13. Jahrhundert weiter verbreitet, als man bisher annahm. Je nach Region variierte auch die künstlerische Qualität, abhängig davon, ob der Fokus auf dem theologischen oder dem künstlerischen Gedanken lag. Zudem ist eine Zuordnung der einzelnen Laster zu bestimmten Symbolen nicht immer eindeutig. Quellen betonen auch, dass es eine Variabilität in den Ausführungen gibt und dass sich, wie bereits angemerkt, im Mittelalter die ältere Achtlasterreihe zu einer Siebenreihe verwandelt hat. Jedoch kehren die Sünden Stolz, Zorn, Unzucht und zuweilen auch Geiz in fast allen Reihen wieder. Die Auswahl der Laster wurde auch abhängig von der gesellschaftlichen und politischen Relevanz angepasst.[5]
Es entwickelte sich eine wechselseitige Abhängigkeit zwischen den Texten vom 12. bis zum 15. Jahrhundert. Besonders im 15. Jahrhundert zeichneten sich die symbolischen Objekte und die begleitenden Personifikationen aus. In der mittelalterlichen Morallehre war die Gegenüberstellung der Tugenden und Laster ein besonderer zentraler Aspekt und wurde in diversen Schriften behandelt. Durch diese Konfrontation versuchte man die moralischen Konzepte zu vermitteln. Ein Beispiel ist die Schrift von Rosmond Tuve „Notes on the Virtues and Vices”, welches die Laster im Kontext ihrer Beziehung zu den Tugenden stellt und die Darstellungen in mittelalterlichen Texten miteinbezieht.[6]
Als Vergleich für eine andere künstlerische Umsetzung dieses Themas werfen wir einen Blick nach Italien ins 14. Jahrhundert. Als bekanntes Beispiel dient hier die Arenakapelle in Padua (1303-1305), deren Fresken vom Künstler Giotto di Bondone gestaltet wurden. Das ikonographische Programm erzählt über das Leben Christi. In der Raummitte leitet zu Beginn Gott die Erlösungshandlung ein, welches der Beginn des Prozesses ist, durch den Gott die Menschheit von Sünde und Tod befreit. Am Ende steht die Darstellung von Christus als Richter im Weltgericht und durch seine Wahl oder Entscheidungen bestimmt er das Geschehen. Den Betrachtenden eröffnen sich auf beiden Seiten dazwischen die Darstellungen von allegorischen Personifikationen der Tugenden und Laster, die sich über die gesamte Länge des Raumes ziehen (Abb. 5). Der Künstler vermittelt so der Person, dass sie in ihrer eigenen Lebenssituation ebenfalls die Möglichkeit hat sich für eine Seite zu entscheiden. Um dies zu erreichen, hat Giotto offensichtlich bis ins kleinste Detail konträre Charakteristika deutlich herausgearbeitet. Die Auswahl der Todsünden unterschied sich im Wesentlichen zur heute weit verbreiteten Zusammenstellung. [7]
Welche schlechten und bösen Eigenschaften sind es denn nun, von denen man sich abwenden und fernhalten sollte?
Die 7 Laster oder auch die 7 Todsünden
Die sieben Laster können die unterschiedlichsten Symbole oder Attribute aufweisen. Demnach werden sie nicht nur beispielsweise mit Tieren oder Planeten assoziiert, sondern können auch in diversen Darstellungstraditionen abgebildet werden. Im nachfolgenden finden sich die Todsünden, auf welche schlechten Eigenschaften sie verweisen und eine Auswahl an unterschiedlichen Begleittieren oder auch Darstellungsweisen. Jedoch stellen diese nur eine Auswahl dar und geben lediglich einen kurzen Einblick in die Variationen.
Superbia – Hochmut
Unter Hochmut wird ein übersteigertes Selbstgefühl oder auch Überheblichkeit verstanden, gleichzusetzen mit Arroganz. Superbia wird bei Gregor dem Großen beispielsweise als Anführerin aller Laster oder auch als Lasterkönigin gesehen, sie ist der Ursprung oder die Wurzel allen Übels. Häufig wird sie auf einem Löwen oder Pferd reitend dargestellt.
Invidia – Neid
Neid kann vielmals auch mit Missgunst oder Eifer gleichgesetzt werden. Invidias Begleittier, auf dem sie auch reitend gezeigt wird, ist meist der Hund, welcher unter Umständen auch einen Knochen im Maul trägt. Im Barock kann diese meist als Frau mit entblößten Brüsten abgebildet werden, welche sich mithilfe ihrer eigenen beiden Hände die Luft am Hals abschnürt.
Gula – Völlerei
Erkennbar neben dem Reittier als Schwein oder Fuchs mit einer Gans im Maul wird Gula häufig als sich erbrechend oder trinkend dargestellt. Völlerei steht stellvertretend für ein ausschweifendes und maßloses Leben, also die Unmäßigkeit.
Avaritia – Geiz
Zugrunde liegt dem Wort Geiz das Substantiv Habsucht oder Gier. Er wird mit übertriebener Sparsamkeit gleichgesetzt. Avaritia wird häufig als Mann oder Frau mit einem Geldsack und/oder Truhe präsentiert und kann gegebenenfalls mit Tieren wie Kröte, Wolf oder Dachs gezeigt werden.
Acedia – Trägheit
Acedia wird oftmals reitend auf einem Esel dargestellt, jedoch kommen auch Abbildungen eines schlafenden Mannes vor, währenddessen sich Ochsen vom Pflug entfernen oder auch eine Frau mit Spinnrocken. Diese Charaktereigenschaft kann mit Faulheit oder Schwerfälligkeit assoziiert werden.
Ira – Zorn
Zwei kraftvolle Tiere – der Bär und das Wildschwein – stehen in Verbindung mit Ira. Sollte sie nicht mit Tierwesen symbolisiert werden, so kann häufig ein Mann, der sich mit einem Degen durchstößt oder seine Gewänder zerstört, aber auch eine Frau, die das Schwert gegen ihren Mann erhebt an dessen Stelle treten. Etymologisch steht Zorn auch für Wut oder Entrüstung, wobei wütende Gemütserregung das zusammenfasst.
Luxuria – Wollust
Häufig wird Luxuria entweder auf einem Schwein reitend oder auch zusammen mit einem Mann auf einem Ziegenbock dargestellt. Häufig werden ihr Spiegel und Zepter in die Hand gegeben. Auch eine nackte Frau, teilweise in Verbindung mit einer Schlange, ist möglich. Das zusammengesetzte Wort ist vor allem in der Frühzeit in der Literatur und Legendendichtung nachgewiesen und drückt Lustgefühl oder auch etwas, das einem Freude macht, aus. Häufig wird das Wort auch auf sexueller Ebene angewendet.
Überwiegend wurden in Tugend- und Lasterreihen Frauen als Personifikation ausgewählt, die Auswahl beruht nicht auf Zufall. Laut den Quellen wurden die Tugenden häufig als Jungfrauen symbolisiert, hingegen die Laster als Frauen. Es war eine etablierte literarische und auch künstlerische Tradition, die sich weit über das Mittelalter hinaus hielt. Eine Rolle könnte möglicherweise auch das grammatische Geschlecht der lateinischen Begriffe für Laster und Tugenden gespielt haben, welche rein weiblich sind.[8] Besonders Jungfrauen wurden in der Darstellungstradition als Verkörperung von Reinheit und Stärke angesehen. Bereits seit dem Mittelalter wurden Frauen in vielen religiösen Kontexten, besonders auch bei moralischen, als Verkörperung von Idealen aber konträr auch als Gefahr dargestellt. Neben den moralischen Idealen war es eine gängige Symbolik auch mit Sünde und Verführung gleichgesetzt zu werden. Bei den Lastern gibt es keine einheitliche Begründung in der Literatur, zudem kommen vereinzelt Männer bei der Lasterdarstellung vor und wurden nicht gänzlich ausgeschlossen. Dies war beispielsweise bei den Lastern Gula (Völlerei) und Avaratia (Geiz) der Fall.[9] Jedoch werden bestimmte Laster wie Luxuria (Wollust) und Invidia (Neid) häufiger mit Frauen assoziiert. Besonders bei Luxuria wird auf die Tradition zurückgegriffen, dass Frauen als Verführerinnen fungieren.
Darstellungen auf dem geätzten Kästchen
Welche Ausführung der Todsünden wurde nun auf diesem Objekt gewählt?
Für das Exponat aus der Schell Collection relevant und womöglich als Vorlage dienend ist ein Holzschnitt (Abb. 6), welcher ca. 1480/90 in einem mittelalterlichen Blockbuch veröffentlicht wurde. Er zeigt eine Darstellung der Apokalypse – der Teufel und die sieben Laster auf ihren Reittieren. Eine Abbildung befindet sich heute in der Graphischen Sammlung der Albertina Wien. Sehr wahrscheinlich wurden die geätzten Abbildungen in der Tradition dieses Holzschnittes nachgeahmt. Der prägnanteste Unterschied lässt sich an der Kleidung und ihren Accessoires erkennen, die an die Zeit des 16. Jahrhunderts angepasst wurden.
Abb. 6: Die sieben Todsünden und der Teufel, kolorierter Holzschnitt, Anonym, um 1480-1490, Inv. Nr. DG1930/202, Albertina WienAbb. 7: Die apokalyptischen Reiter, Albrecht Dürer, 1511, Inv. Nr. I 984, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Blockbücher beginnen mit den frühchristlichen Handschriften und sind keine Erfindung einzelner Autoren. Sie sind Druckwerke, die im 15. Jahrhundert vor allem in Europa etabliert waren. Der gesamte Text, wie auch die Bilder wurden auf großen Holztafeln geschnitzt und als Blöcke zum Drucken verwendet. Mit der Etablierung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern bricht die Überlieferungskette nicht ab, verändert aber das Lesepublikum und bringt eine neue Herstellungsart hervor. Die Apokalypse wurde in einem ersten Illustrationszyklus in einer Inkunabel[10] veröffentlicht. Diese Bibel wurde in einem westniederdeutschen Dialekt geschrieben und soll laut der Forschung um 1478 angefertigt worden sein. Eine der bekanntesten Apokalypse Darstellungen ist jene von Dürer (Abb. 7), welche von einer Kölner Bibel angeregt wurde.[11]
Bei diesem Objekt des Monats finden sich sieben Darstellungen der Todsünden, symbolisiert durch weibliche Personifikationen auf ihren Reittieren. Über jeder Darstellung wurden Bezeichnungen, teilweise auch gekürzt, der lateinischen Laster eingeätzt und die gesamte Szenerie wurde durch Säulen und darüber liegende Bögen eingerahmt. Die Frauen halten ausnahmslos eine wehende Fahne in der Hand. Die Kleider sind zeitgenössisch und viele von ihnen tragen eine Kopfbedeckung. Einige wenige halten zusätzlich weitere Attribute in den Händen.
Abb. 8: Avaritia
Abb. 9: Invidia
Abb. 10: Ira
Auf der Vorderseite ist eine Dreiergruppe dargestellt. Zu lesen sind „AVRITIA“ (Abb. 8) – „INMDIA“ (Abb. 9) – „IRA“ (Abb. 10). Sowohl Invidia mit ihrem Reittier dem Hund, als auch Ira auf einem Bären sind übereinstimmend zur Blockbuchdarstellung. Avaritia hingegen wird in der Kunst niemals mit dem hier gezeigten Schwein in Verbindung gebracht. Jedoch entspricht diese Abbildung auf dem Kästchen, jener von Gula mit Schwein und Trinkgefäß im Blockbuch. Man kann annehmen, dass der Künstler sich bei der Inschrift vertan hat.
Abb. 11: Superbia
Abb. 12: Luxuria
Auf der rechten Seite präsentieren sich „SVPERA“ (Abb. 11) – „LVXVRIA“ (Abb. 12).
Superbia auf dem Pferd wird mit ihrem Attribut, dem Spiegel, nach der Vorlage illustriert. Bei Luxuria sitzt das Menschenpaar auf einem Ziegenbock, lediglich die Anordnung der Personen wurde umgedreht, sodass nun der Mann vor der Frau Platz genommen hat. Auch hier passen die Inschriften mit den Abbildungen überein.
Abb. 13: Madr
Abb. 14: Acedia
Auf der linken Seite sind „MADR“ (Abb.13) und „ACIDIA“ (Abb. 14) abgebildet.
Acedia wird treffend auf einem Esel reitend ausgeführt. MADR, welches möglicherweise für madrus stehen könnte, kommt normalerweise in keiner Lasterreihe vor. Löwen werden in der Literatur nur mit Superbia in Verbindung gebracht, welche aber bereits auf der gegenüberliegenden Kästchenseite präsentiert wird. Für den Zyklus würde die korrekte Abbildung von Avaritia fehlen, welche im Blockbuch mit einer Kröte und einem Geldsack in den Händen haltend verbildlicht wird. Somit kann leider dieses Bildprogramm nicht eindeutig zugeordnet werden.
Wie eingangs bereits erwähnt, finden sich auf der Deckelseite zwei Wappen (Abb. 15) eingeätzt. Wappen dienten als symbolisches Emblem, welche vorzugsweise von Ländern, Städten oder Familien des Adels und später auch des Bürgertums verwendet wurden. Sie sollten die Geschichte, eine Besonderheit oder die Identität derjenigen aufzeigen und als Erkennungsmerkmal dienen. Das wichtigste Element stellt dabei das Schild dar. Andere Bestandteile vom Oberwappen sind Helm, Helmzier (Helmkleinod) und Helmdecke. Es folgen die Rangzeichen, wobei zwischen weltlichen und geistlichen unterschieden werden muss. Zusätzlich können sogenannte Prunkstücke wie Schildhalter, Wappenzelt oder Postamente und Sprüche hinzugefügt werden.[12]
Bei dem Wappen auf der linken Seite stellt sich das Schild durch ein Heroldsbild[13], welches fünfmal geteilt ist, dar. Diese Darstellung erinnert an das Wappen der Familie Arnim[14], jedoch ist keine gesicherte Zuschreibung möglich oder bekannt. Über dem Helm wurden zwei gebogene Büffelhörner als Helmkleinod verwendet. Das rechte Wappen hingegen ist reicher in seiner Darstellung. Im gevierten Schild sind abwechselnd ein Vogeltier und ein Turm dargestellt. Als Helmzier dient die wachsende Figur eines Menschenrumpfes mit spitzem Hut, gefolgt von dem Helm. Auch hier können keine Rückschlüsse auf die Familie gezogen werden. Somit geben die Wappen leider keinen Anhaltspunkt auf die Verwendung oder den Auftraggeber dieses Kästchens.
Technik des Ätzens
Zuletzt soll noch ein kurzer Einblick in die Bearbeitungstechnik gegeben werden. Das gesamte Eisenkästchen wurde mit der Technik der Hochätzung ausgestaltet. Beim Ätzen bringt man Vertiefungen des blankpolierten Eisens mithilfe ätzender Flüssigkeit hervor. Diese Wirkung wird auf einzelne Bereiche der Metalloberfläche angewendet, die übrigen Bereiche werden durch einen säurebeständigen Überzug geschützt. Die Kunst besteht darin, das Auflösen des Metalls auf die vorgezeichneten Flächen und Linien zu beschränken. Ist die Zeichnung durch hochliegende Flächen sichtbar gemacht, so handelt es sich um eine Hochätzung (Abb. 16). Grundsätzlich kann man das Ätzen in drei Bereiche gliedern: Das Grundieren der Eisenplatte, das Radieren und die abschließende Ätzung. Beim Grundieren wird das erwärmte Metall mit einem Deckgrund belegt, welcher säurebeständig ist. Anschließend wird mittels Gravierwerkzeug oder Radiernadel das Bild erzeugt. Die Zeichnungen werden bei der Hochätzung mit flüssigem Ätzgrund gefertigt, den man mit einem Pinsel aufträgt. Abschließend wird das Ätzwasser aufgetragen. Der Ätzgrund kann aus einer Mischung aus Harz, Wachs, Pech, Asphalt usw. bestehen. Es sind verschiedene Zusammensetzungen möglich. Zum Abschluss wird das gesamte Objekt gereinigt und die Schutzschicht entfernt.[15]
Wie man feststellen konnte, reicht die Geschichte der Tugenden und Laster weit in die Vergangenheit zurück und versucht in der Kunst soziale und kulturelle Werte über Jahrhunderte hinweg zu vermitteln und teils zu hinterfragen. Im Laufe der Geschichte gab es Unterschiede in der Auswahl und der Reihenfolge der Todsünden, je nach Autor, theologischer Strömung und Epoche. Eine Gesellschaft entwickelt sich immer fort und so wurden auch die Charakteristika der Tugenden und Laster auf unterschiedliche Bereiche angepasst. Die Eigenschaften des Charakters sind auch heute noch ein Spiegelbild unserer Gesellschaft, unserer sozialen und kulturellen Werte. Sie rücken in unser Bewusstsein und prägen neben den gesellschaftlichen Strukturen vor allem auch unser individuelles Verhalten.
Weil Gut und Böse und somit Laster und Tugenden zusammengehören, können Sie in der Schell Collection nicht nur dieses geätzte Kästchen mit den Lasterdarstellungen bewundern, sondern auch ein feuervergoldetes Messingkästchen mit dem Thema der Tugenden bestaunen.
Text: Jasmin Längle, MA
Literaturverzeichnis
Gothein, Marie: Die Todsünden. In: Archiv für Religionswissenschaft 10 (1907), S. 416-484.
Gutenberg Museum (Hg.): Blockbücher des Mittelalters. Bilderfolgen als Lektüre. Ausst.-Kat., Frankfurt am Main 1991.
Fuhrmann, Manfred: Studien zur Psychomachie des Prudentius. In: Gnomon 38 (1966), S. 53-57.
Lexikon der christlichen Ikonographie (LCI), hg. v. Engelbert Kirschbaum (Bd. 1-4) und Wolfgang Braunfels (Bd. 5-8), 8 Bde., Freiburg im Breisgau u. a. 1968–1976, Sonderausgabe 2015.
Metzger, Max: Die Kunstschlosserei. Eine Darstellung der gesamten Praxis des modernen Kunstschlosserbetriebs. Lübeck 1927.
Neubecker, Ottfried: Wappenkunde. Luzern 1988.
Schidrowitz, Leo (Hg.): Sittengeschichte der Kulturwelt und ihrer Entwicklung in Einzeldarstellungen. Wien 1927.
Thomas, Hans Michael: Gedanken zur künstlerischen Orientierung und zur Ikonographie Giottos in Padua (anlässlich laufender Studien in der Arenakapelle). In: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte 38 (1986), S. 259-267.
Troescher, Georg: Ein bayerisches Kirchenportal und sein Bilderkreis: Keltisches, Mediterranes und die Symbole der menschlichen Laster in der romanischen Bauplastik. In: Zeitschrift für Kunstgeschichte 17 (1954), S. 1-60.
Tuve, Rosemond: Notes on the Virtues and Vices. In: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes, Vol. 26, No. 3/4 (1963), S. 264-303.
Tzschirner, Heinrich Gottlieb: Ueber die Verwandtschaft der Tugenden und der Laster: ein moralisch-anthropologischer Versuch. Leipzig 1809.
Zöckler, Otto D.: Das Lehrstück von den sieben Hauptsünden. Beitrag zur Dogmen- und zur Sittengeschichte, insbesondere der vorreformatorischen Zeit. München 1893.
Abb. 4: Auszug aus „Psychomachia“ des Prudentius, Verse 145–154, Bilder zu Vers 145 (rechts oben): Das Schwert der Ira zerbricht / zu Vers 151 (links oben): Selbstmord der Ira / zu Vers 155 (unten): Worte der Patientia an die tote Feindin, stammt von: https://www.e-codices.unifr.ch/de/bbb/0264/87/0/ (zugegriffen am: 26.03.2025)
[9] Als Beispiel sei hier das Portal der Schottenkirche von St. Jakob in Regensburg angeführt, bei dem Gula als ein langbärtiger Mann, welcher seine Hände auf den Bauch abgelegt hat, dargestellt wird.
[10] Eine Inkunabel ist ein Buch, das in den ersten Jahrzehnten nach der Erfindung des Buchdrucks zwischen 1500-1510 mit beweglichen Lettern gefertigt wurde.
[11] Vgl. Gutenberg Museum 1991, S. 119, 131, 136.
Objekt des Monats April 2025
Geätztes Kästchen mit Darstellungen der sieben Todsünden
Sie symbolisieren menschliche Fehltritte, die den moralischen Verfall eines Einzelnen hervorbringen und wurden von Künstlern in den unterschiedlichsten Weisen dargestellt. Man versuchte die dunklen Seiten des menschlichen Charakters und dessen Schwächen aufzuzeigen. Die sieben Todsünden verstehen sich als moralische Warnung und stehen schon seit jeher im Kampf mit den sieben Tugenden, die die erstrebenswerten Verhaltensweisen der Menschen verkörpern. In diesem Artikel erfahren Sie über diese unterschiedlichen Werte und Visionen vergangener Epochen und wie sie in der Kunst verarbeitet wurden.
Das Objekt
Maße: 18 x 9 x 7 cm
Material: Eisen
Datierung: 1535
Herkunft: Ulm, Deutschland
Standort: 1. Stock, Vitrine 37, Inv. Nr.: 4559
Bei diesem Objekt des Monats (Abb. 1) steht ein schönes und aufwendig geätztes Eisenkästchen im Mittelpunkt. Besonderes Augenmerk soll hier dem Bildprogramm geschenkt werden. Die Szenerie hat die sieben Todsünden als Ausgangspunkt. Auf der Vorderseite findet sich eine Dreiergruppe an Darstellungen der Laster. Auf der linken und rechten Seitenwand stehen sich paarweise zwei weitere Personifizierungen gegenüber. Auf der Rückseite des Kästchens sind engelsgleiche Darstellungen abgebildet worden. Zudem finden sich hier auf der Rückseite die Inschriften „VLM“ und „MDXXXV“ (Abb. 2). Es kann daher davon ausgegangen werden, dass dieses Kästchen im Jahr 1535 in Ulm hergestellt wurde.
Auf der Deckeloberseite wurden zwei Wappen dargestellt, in der Mitte dieser ist durch eine Leiste das Schlüsselloch verdeckt. Eingerahmt werden die Wappen von zwei weiteren Leisten mit Nieten, um vom Schlüsselloch (Abb.3) abzulenken. Vexiere – verdeckte Schlüssellöcher – waren eine häufige Möglichkeit, die Sicherheit der Kästchen und Truhen zu verstärken. Um zum Schlüsselloch zu kommen, musste meist ein besonderer Trick angewendet werden. In diesem Fall ist die Niete von der mittleren Schiene nach hinten zu schieben, um die Leiste anzuheben. Die Abbildungen wurden in einer bemerkenswert präzisen Ausführung einer Technikätzung ausgeführt. Was sind denn aber überhaupt Laster und welche Geschichte verbirgt sich dahinter? Finden Sie es in diesem Objekt des Monats heraus.
Die Geschichte der Laster und Tugenden
Die sieben Todsünden sind eine Zusammenstellung von besonders schwerwiegenden Lastern oder auch moralischen Fehlern, die im Christentum als Gefahr für das Seelenheil angesehen wurden und von denen sich die Menschen befreien oder fernhalten sollten. Behandelt werden sie vor allem in der Literatur und in bildlichen Darstellungen und sollen auch als Abschreckung einer falschen Lebenseinstellung gesehen werden. Früher wurden sie als Hauptlaster bezeichnet, bis sie vom Begriff der Todsünden abgelöst wurden. Ihnen gegenüber stehen die sieben Tugenden, nach denen man sein Leben und seine Verhaltensweisen ausrichten sollte. Sie dienen als Wegweiser. Meist werden in der Literatur die Laster als geschlossene Gruppe und immer im Zusammenhang mit ihren Gegenpolen, den Tugenden, dargestellt.
Anders als viele annehmen, entstammt diese Gruppe nicht direkt aus der Bibel, jedoch gilt für viele Religionsgemeinschaften, dass die Sünde in die reine Seele von außen eindringt und das Heil des Menschen dadurch gefährdet. Die Anfänge dieser Lehren entdeckt man unter anderem in der orthodoxen Kirche, wobei ursprünglich noch von acht Lastern ausgegangen wurde. Über Jahrhunderte verfasste man in der abendländischen Kulturgeschichte Kataloge zu Tugenden und Lastern und es ist bis heute eine große Anzahl an Schriften und Bildern publik, in denen die Todsünden repräsentiert werden. Für einen groben Überblick sollen nun eine Auswahl einiger Schriften und Darstellungen aufgezeigt werden.
Die Idee von den Hauptlastern ist älter als das Christentum und hat vorchristliche Wurzeln. Auch griechische Theologen hatten bereits Begriffe und Ausdrücke konstruiert. Beispielsweise spricht der Ende des 4. Jh. n. Chr. lebende Mönch Euagrios Pontikos (345–399) von sogenannten oktologismoi, acht böse und von Dämonen indoktrinierte Gedanken. Er war der erste christliche Schriftsteller, der eine umfassende Abhandlung formulierte. Bei Cassian († 430/35) wurde die Lehre aus dem Orient für den Westen übernommen und verbreitet. Hier spricht in der fünften von 24 Unterredungen, Abt Serapion über acht Hauptlaster, welche wie folgt übersetzt werden können[1]:
Acht Hauptlaster gibt es, welche das menschliche Geschlecht beunruhigen, nemlich das erste die Gastrimargie, welches bedeutet die Völlerei des Bauches; das zweite die Unzucht; das dritte die Philargyrie, d.i. der Geiz oder die Geldliebe; das vierte der Zorn; das fünfte die Traurigkeit; das sechste die Acedia, d.i. die Engherzigkeit oder der Überdruß des Herzens; das siebente die Cenodoxie, d i. die Prahlerei, das eitle Rühmen; das achte der Hochmuth.[2]
Eine der wichtigsten Darstellungen und einflussreichsten Texte des Kampfes zwischen Tugenden und Lastern ist das Epos „Psychomachia“ des Prudentius, welches im 4./5. Jh. n. Chr. als bebilderter Text erschien. Dieses schildert den Kampf der beiden Parteien wie einen militärischen Feldzug und die Schlacht wird als einzelne Kampfepisoden (Abb. 4) interpretiert. Der große Sieg der sieben Tugenden über die sieben Laster wird durch die Errichtung des Tempels der Weisheit erfasst. Es ist zudem ein Konflikt zwischen Leib und Seele, wobei die gesamte menschliche Person Schauplatz dieses Geschehens ist. Mit Ausnahme der zwei ersten Szenen des Kampfes, verfolgt Prudentius das Strafprinzip der Vergeltung, angewendet auf die Laster. Hier spiegelt die Todesart das Verbrechen oder auch das Wesen der Sünde wieder. Durch den Sieg der Tugend wird das Laster zunichte gemacht und in seinem Wesen vernichtet. Für den Verfasser war eine Siebenlasterreihe maßgebend.[3]
Gregor der Große (um 540–604) spielte eine entscheidende Rolle bei der Etablierung der traditionellen abendländischen Siebenzahl der Hauptlaster und festigte diese Anzahl. Da er nicht nur als späterer Papst unter mönchischer Tradition stand, hat er allerdings die Achtlasterlehre von Cassian 160 Jahre später nicht gänzlich aufgegeben. Die mönchischen Verfasser hatten die Laster nach ihren Bedürfnissen gegliedert, somit standen zu Beginn die fleischlichen Sünden, gefolgt von den geistigen und enden mit dem Schlimmsten aller Laster – dem Stolz. Diese Sünden wurden von ihm systematisiert und gelten als Grundlage für weitere moralische Sünden und sind in der katholischen, orthodoxen sowie in einigen protestantischen Traditionen von Bedeutung. Man sah die Laster als etwas Gegebenes an, welche aber mit Beispielen unterlegt wurden. Gregor sah Superbia (Hochmut) als die Wurzel allen Übels an, aus der die übrigen sieben Laster getrennt von und aus ihr entstanden. Schließlich erfuhr auch seine Auswahl später eine Änderung in der Anordnung und im Inhalt. Jedoch nennt Gregor nicht die Quellen, auf die er sich bezog. Seine Nachfolger konnten nun durch eine weitere Zusammenlegung zweier fast identer Laster (superbia/Hochmut und vana gloria/Ruhmsucht) ohne diese Reihenfolge maßgeblich zu verändern, jene sieben Lasterreihe, deren Inhalt Geltung für die römisch-katholische Kirche erreichte, entwickeln. Lediglich die Anordnung erfuhr in scholastischer Zeit unerhebliche Änderungen.[4]
Die Reihenfolge und die symbolische Darstellung sowie ihre Anzahl zwischen sieben und acht Lastern waren sowohl in den theologischen Schriften als auch in der Kunst inkonsequent. Die heute bekannte Siebenreihe mit Superbia, Avaritia, Luxuria, Ira, Gula, Invidia und Acedia etablierte sich erst gegen Ende des 12. Jahrhunderts. Die Lasterdarstellungen verfolgten nicht nur eine moralische Belehrung, sondern laut Troescher vermutlich auch eine apotropäische Funktion, um schadenbringende Mächte fernzuhalten, was vor allem bei Kirchenbauten maßgebend war. Die symbolische Form der menschlichen Laster war nicht nur in der zweidimensionalen Kunst gängig, sondern beispielsweise auch an deutschen Kirchen im 12. und 13. Jahrhundert weiter verbreitet, als man bisher annahm. Je nach Region variierte auch die künstlerische Qualität, abhängig davon, ob der Fokus auf dem theologischen oder dem künstlerischen Gedanken lag. Zudem ist eine Zuordnung der einzelnen Laster zu bestimmten Symbolen nicht immer eindeutig. Quellen betonen auch, dass es eine Variabilität in den Ausführungen gibt und dass sich, wie bereits angemerkt, im Mittelalter die ältere Achtlasterreihe zu einer Siebenreihe verwandelt hat. Jedoch kehren die Sünden Stolz, Zorn, Unzucht und zuweilen auch Geiz in fast allen Reihen wieder. Die Auswahl der Laster wurde auch abhängig von der gesellschaftlichen und politischen Relevanz angepasst.[5]
Es entwickelte sich eine wechselseitige Abhängigkeit zwischen den Texten vom 12. bis zum 15. Jahrhundert. Besonders im 15. Jahrhundert zeichneten sich die symbolischen Objekte und die begleitenden Personifikationen aus. In der mittelalterlichen Morallehre war die Gegenüberstellung der Tugenden und Laster ein besonderer zentraler Aspekt und wurde in diversen Schriften behandelt. Durch diese Konfrontation versuchte man die moralischen Konzepte zu vermitteln. Ein Beispiel ist die Schrift von Rosmond Tuve „Notes on the Virtues and Vices”, welches die Laster im Kontext ihrer Beziehung zu den Tugenden stellt und die Darstellungen in mittelalterlichen Texten miteinbezieht.[6]
Als Vergleich für eine andere künstlerische Umsetzung dieses Themas werfen wir einen Blick nach Italien ins 14. Jahrhundert. Als bekanntes Beispiel dient hier die Arenakapelle in Padua (1303-1305), deren Fresken vom Künstler Giotto di Bondone gestaltet wurden. Das ikonographische Programm erzählt über das Leben Christi. In der Raummitte leitet zu Beginn Gott die Erlösungshandlung ein, welches der Beginn des Prozesses ist, durch den Gott die Menschheit von Sünde und Tod befreit. Am Ende steht die Darstellung von Christus als Richter im Weltgericht und durch seine Wahl oder Entscheidungen bestimmt er das Geschehen. Den Betrachtenden eröffnen sich auf beiden Seiten dazwischen die Darstellungen von allegorischen Personifikationen der Tugenden und Laster, die sich über die gesamte Länge des Raumes ziehen (Abb. 5). Der Künstler vermittelt so der Person, dass sie in ihrer eigenen Lebenssituation ebenfalls die Möglichkeit hat sich für eine Seite zu entscheiden. Um dies zu erreichen, hat Giotto offensichtlich bis ins kleinste Detail konträre Charakteristika deutlich herausgearbeitet. Die Auswahl der Todsünden unterschied sich im Wesentlichen zur heute weit verbreiteten Zusammenstellung. [7]
Welche schlechten und bösen Eigenschaften sind es denn nun, von denen man sich abwenden und fernhalten sollte?
Die 7 Laster oder auch die 7 Todsünden
Die sieben Laster können die unterschiedlichsten Symbole oder Attribute aufweisen. Demnach werden sie nicht nur beispielsweise mit Tieren oder Planeten assoziiert, sondern können auch in diversen Darstellungstraditionen abgebildet werden. Im nachfolgenden finden sich die Todsünden, auf welche schlechten Eigenschaften sie verweisen und eine Auswahl an unterschiedlichen Begleittieren oder auch Darstellungsweisen. Jedoch stellen diese nur eine Auswahl dar und geben lediglich einen kurzen Einblick in die Variationen.
Superbia – Hochmut
Unter Hochmut wird ein übersteigertes Selbstgefühl oder auch Überheblichkeit verstanden, gleichzusetzen mit Arroganz. Superbia wird bei Gregor dem Großen beispielsweise als Anführerin aller Laster oder auch als Lasterkönigin gesehen, sie ist der Ursprung oder die Wurzel allen Übels. Häufig wird sie auf einem Löwen oder Pferd reitend dargestellt.
Invidia – Neid
Neid kann vielmals auch mit Missgunst oder Eifer gleichgesetzt werden. Invidias Begleittier, auf dem sie auch reitend gezeigt wird, ist meist der Hund, welcher unter Umständen auch einen Knochen im Maul trägt. Im Barock kann diese meist als Frau mit entblößten Brüsten abgebildet werden, welche sich mithilfe ihrer eigenen beiden Hände die Luft am Hals abschnürt.
Gula – Völlerei
Erkennbar neben dem Reittier als Schwein oder Fuchs mit einer Gans im Maul wird Gula häufig als sich erbrechend oder trinkend dargestellt. Völlerei steht stellvertretend für ein ausschweifendes und maßloses Leben, also die Unmäßigkeit.
Avaritia – Geiz
Zugrunde liegt dem Wort Geiz das Substantiv Habsucht oder Gier. Er wird mit übertriebener Sparsamkeit gleichgesetzt. Avaritia wird häufig als Mann oder Frau mit einem Geldsack und/oder Truhe präsentiert und kann gegebenenfalls mit Tieren wie Kröte, Wolf oder Dachs gezeigt werden.
Acedia – Trägheit
Acedia wird oftmals reitend auf einem Esel dargestellt, jedoch kommen auch Abbildungen eines schlafenden Mannes vor, währenddessen sich Ochsen vom Pflug entfernen oder auch eine Frau mit Spinnrocken. Diese Charaktereigenschaft kann mit Faulheit oder Schwerfälligkeit assoziiert werden.
Ira – Zorn
Zwei kraftvolle Tiere – der Bär und das Wildschwein – stehen in Verbindung mit Ira. Sollte sie nicht mit Tierwesen symbolisiert werden, so kann häufig ein Mann, der sich mit einem Degen durchstößt oder seine Gewänder zerstört, aber auch eine Frau, die das Schwert gegen ihren Mann erhebt an dessen Stelle treten. Etymologisch steht Zorn auch für Wut oder Entrüstung, wobei wütende Gemütserregung das zusammenfasst.
Luxuria – Wollust
Häufig wird Luxuria entweder auf einem Schwein reitend oder auch zusammen mit einem Mann auf einem Ziegenbock dargestellt. Häufig werden ihr Spiegel und Zepter in die Hand gegeben. Auch eine nackte Frau, teilweise in Verbindung mit einer Schlange, ist möglich. Das zusammengesetzte Wort ist vor allem in der Frühzeit in der Literatur und Legendendichtung nachgewiesen und drückt Lustgefühl oder auch etwas, das einem Freude macht, aus. Häufig wird das Wort auch auf sexueller Ebene angewendet.
Überwiegend wurden in Tugend- und Lasterreihen Frauen als Personifikation ausgewählt, die Auswahl beruht nicht auf Zufall. Laut den Quellen wurden die Tugenden häufig als Jungfrauen symbolisiert, hingegen die Laster als Frauen. Es war eine etablierte literarische und auch künstlerische Tradition, die sich weit über das Mittelalter hinaus hielt. Eine Rolle könnte möglicherweise auch das grammatische Geschlecht der lateinischen Begriffe für Laster und Tugenden gespielt haben, welche rein weiblich sind.[8] Besonders Jungfrauen wurden in der Darstellungstradition als Verkörperung von Reinheit und Stärke angesehen. Bereits seit dem Mittelalter wurden Frauen in vielen religiösen Kontexten, besonders auch bei moralischen, als Verkörperung von Idealen aber konträr auch als Gefahr dargestellt. Neben den moralischen Idealen war es eine gängige Symbolik auch mit Sünde und Verführung gleichgesetzt zu werden. Bei den Lastern gibt es keine einheitliche Begründung in der Literatur, zudem kommen vereinzelt Männer bei der Lasterdarstellung vor und wurden nicht gänzlich ausgeschlossen. Dies war beispielsweise bei den Lastern Gula (Völlerei) und Avaratia (Geiz) der Fall.[9] Jedoch werden bestimmte Laster wie Luxuria (Wollust) und Invidia (Neid) häufiger mit Frauen assoziiert. Besonders bei Luxuria wird auf die Tradition zurückgegriffen, dass Frauen als Verführerinnen fungieren.
Darstellungen auf dem geätzten Kästchen
Welche Ausführung der Todsünden wurde nun auf diesem Objekt gewählt?
Für das Exponat aus der Schell Collection relevant und womöglich als Vorlage dienend ist ein Holzschnitt (Abb. 6), welcher ca. 1480/90 in einem mittelalterlichen Blockbuch veröffentlicht wurde. Er zeigt eine Darstellung der Apokalypse – der Teufel und die sieben Laster auf ihren Reittieren. Eine Abbildung befindet sich heute in der Graphischen Sammlung der Albertina Wien. Sehr wahrscheinlich wurden die geätzten Abbildungen in der Tradition dieses Holzschnittes nachgeahmt. Der prägnanteste Unterschied lässt sich an der Kleidung und ihren Accessoires erkennen, die an die Zeit des 16. Jahrhunderts angepasst wurden.
Blockbücher beginnen mit den frühchristlichen Handschriften und sind keine Erfindung einzelner Autoren. Sie sind Druckwerke, die im 15. Jahrhundert vor allem in Europa etabliert waren. Der gesamte Text, wie auch die Bilder wurden auf großen Holztafeln geschnitzt und als Blöcke zum Drucken verwendet. Mit der Etablierung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern bricht die Überlieferungskette nicht ab, verändert aber das Lesepublikum und bringt eine neue Herstellungsart hervor. Die Apokalypse wurde in einem ersten Illustrationszyklus in einer Inkunabel[10] veröffentlicht. Diese Bibel wurde in einem westniederdeutschen Dialekt geschrieben und soll laut der Forschung um 1478 angefertigt worden sein. Eine der bekanntesten Apokalypse Darstellungen ist jene von Dürer (Abb. 7), welche von einer Kölner Bibel angeregt wurde.[11]
Bei diesem Objekt des Monats finden sich sieben Darstellungen der Todsünden, symbolisiert durch weibliche Personifikationen auf ihren Reittieren. Über jeder Darstellung wurden Bezeichnungen, teilweise auch gekürzt, der lateinischen Laster eingeätzt und die gesamte Szenerie wurde durch Säulen und darüber liegende Bögen eingerahmt. Die Frauen halten ausnahmslos eine wehende Fahne in der Hand. Die Kleider sind zeitgenössisch und viele von ihnen tragen eine Kopfbedeckung. Einige wenige halten zusätzlich weitere Attribute in den Händen.
Auf der Vorderseite ist eine Dreiergruppe dargestellt. Zu lesen sind „AVRITIA“ (Abb. 8) – „INMDIA“ (Abb. 9) – „IRA“ (Abb. 10). Sowohl Invidia mit ihrem Reittier dem Hund, als auch Ira auf einem Bären sind übereinstimmend zur Blockbuchdarstellung. Avaritia hingegen wird in der Kunst niemals mit dem hier gezeigten Schwein in Verbindung gebracht. Jedoch entspricht diese Abbildung auf dem Kästchen, jener von Gula mit Schwein und Trinkgefäß im Blockbuch. Man kann annehmen, dass der Künstler sich bei der Inschrift vertan hat.
Auf der rechten Seite präsentieren sich „SVPERA“ (Abb. 11) – „LVXVRIA“ (Abb. 12).
Superbia auf dem Pferd wird mit ihrem Attribut, dem Spiegel, nach der Vorlage illustriert. Bei Luxuria sitzt das Menschenpaar auf einem Ziegenbock, lediglich die Anordnung der Personen wurde umgedreht, sodass nun der Mann vor der Frau Platz genommen hat. Auch hier passen die Inschriften mit den Abbildungen überein.
Auf der linken Seite sind „MADR“ (Abb.13) und „ACIDIA“ (Abb. 14) abgebildet.
Acedia wird treffend auf einem Esel reitend ausgeführt. MADR, welches möglicherweise für madrus stehen könnte, kommt normalerweise in keiner Lasterreihe vor. Löwen werden in der Literatur nur mit Superbia in Verbindung gebracht, welche aber bereits auf der gegenüberliegenden Kästchenseite präsentiert wird. Für den Zyklus würde die korrekte Abbildung von Avaritia fehlen, welche im Blockbuch mit einer Kröte und einem Geldsack in den Händen haltend verbildlicht wird. Somit kann leider dieses Bildprogramm nicht eindeutig zugeordnet werden.
Die Wappen
Wie eingangs bereits erwähnt, finden sich auf der Deckelseite zwei Wappen (Abb. 15) eingeätzt. Wappen dienten als symbolisches Emblem, welche vorzugsweise von Ländern, Städten oder Familien des Adels und später auch des Bürgertums verwendet wurden. Sie sollten die Geschichte, eine Besonderheit oder die Identität derjenigen aufzeigen und als Erkennungsmerkmal dienen. Das wichtigste Element stellt dabei das Schild dar. Andere Bestandteile vom Oberwappen sind Helm, Helmzier (Helmkleinod) und Helmdecke. Es folgen die Rangzeichen, wobei zwischen weltlichen und geistlichen unterschieden werden muss. Zusätzlich können sogenannte Prunkstücke wie Schildhalter, Wappenzelt oder Postamente und Sprüche hinzugefügt werden.[12]
Bei dem Wappen auf der linken Seite stellt sich das Schild durch ein Heroldsbild[13], welches fünfmal geteilt ist, dar. Diese Darstellung erinnert an das Wappen der Familie Arnim[14], jedoch ist keine gesicherte Zuschreibung möglich oder bekannt. Über dem Helm wurden zwei gebogene Büffelhörner als Helmkleinod verwendet. Das rechte Wappen hingegen ist reicher in seiner Darstellung. Im gevierten Schild sind abwechselnd ein Vogeltier und ein Turm dargestellt. Als Helmzier dient die wachsende Figur eines Menschenrumpfes mit spitzem Hut, gefolgt von dem Helm. Auch hier können keine Rückschlüsse auf die Familie gezogen werden. Somit geben die Wappen leider keinen Anhaltspunkt auf die Verwendung oder den Auftraggeber dieses Kästchens.
Technik des Ätzens
Zuletzt soll noch ein kurzer Einblick in die Bearbeitungstechnik gegeben werden. Das gesamte Eisenkästchen wurde mit der Technik der Hochätzung ausgestaltet. Beim Ätzen bringt man Vertiefungen des blankpolierten Eisens mithilfe ätzender Flüssigkeit hervor. Diese Wirkung wird auf einzelne Bereiche der Metalloberfläche angewendet, die übrigen Bereiche werden durch einen säurebeständigen Überzug geschützt. Die Kunst besteht darin, das Auflösen des Metalls auf die vorgezeichneten Flächen und Linien zu beschränken. Ist die Zeichnung durch hochliegende Flächen sichtbar gemacht, so handelt es sich um eine Hochätzung (Abb. 16). Grundsätzlich kann man das Ätzen in drei Bereiche gliedern: Das Grundieren der Eisenplatte, das Radieren und die abschließende Ätzung. Beim Grundieren wird das erwärmte Metall mit einem Deckgrund belegt, welcher säurebeständig ist. Anschließend wird mittels Gravierwerkzeug oder Radiernadel das Bild erzeugt. Die Zeichnungen werden bei der Hochätzung mit flüssigem Ätzgrund gefertigt, den man mit einem Pinsel aufträgt. Abschließend wird das Ätzwasser aufgetragen. Der Ätzgrund kann aus einer Mischung aus Harz, Wachs, Pech, Asphalt usw. bestehen. Es sind verschiedene Zusammensetzungen möglich. Zum Abschluss wird das gesamte Objekt gereinigt und die Schutzschicht entfernt.[15]
Wie man feststellen konnte, reicht die Geschichte der Tugenden und Laster weit in die Vergangenheit zurück und versucht in der Kunst soziale und kulturelle Werte über Jahrhunderte hinweg zu vermitteln und teils zu hinterfragen. Im Laufe der Geschichte gab es Unterschiede in der Auswahl und der Reihenfolge der Todsünden, je nach Autor, theologischer Strömung und Epoche. Eine Gesellschaft entwickelt sich immer fort und so wurden auch die Charakteristika der Tugenden und Laster auf unterschiedliche Bereiche angepasst. Die Eigenschaften des Charakters sind auch heute noch ein Spiegelbild unserer Gesellschaft, unserer sozialen und kulturellen Werte. Sie rücken in unser Bewusstsein und prägen neben den gesellschaftlichen Strukturen vor allem auch unser individuelles Verhalten.
Weil Gut und Böse und somit Laster und Tugenden zusammengehören, können Sie in der Schell Collection nicht nur dieses geätzte Kästchen mit den Lasterdarstellungen bewundern, sondern auch ein feuervergoldetes Messingkästchen mit dem Thema der Tugenden bestaunen.
Text: Jasmin Längle, MA
Literaturverzeichnis
Gothein, Marie: Die Todsünden. In: Archiv für Religionswissenschaft 10 (1907), S. 416-484.
Gutenberg Museum (Hg.): Blockbücher des Mittelalters. Bilderfolgen als Lektüre. Ausst.-Kat., Frankfurt am Main 1991.
Fuhrmann, Manfred: Studien zur Psychomachie des Prudentius. In: Gnomon 38 (1966), S. 53-57.
Lexikon der christlichen Ikonographie (LCI), hg. v. Engelbert Kirschbaum (Bd. 1-4) und Wolfgang Braunfels (Bd. 5-8), 8 Bde., Freiburg im Breisgau u. a. 1968–1976, Sonderausgabe 2015.
Metzger, Max: Die Kunstschlosserei. Eine Darstellung der gesamten Praxis des modernen Kunstschlosserbetriebs. Lübeck 1927.
Neubecker, Ottfried: Wappenkunde. Luzern 1988.
Schidrowitz, Leo (Hg.): Sittengeschichte der Kulturwelt und ihrer Entwicklung in Einzeldarstellungen. Wien 1927.
Thomas, Hans Michael: Gedanken zur künstlerischen Orientierung und zur Ikonographie Giottos in Padua (anlässlich laufender Studien in der Arenakapelle). In: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte 38 (1986), S. 259-267.
Troescher, Georg: Ein bayerisches Kirchenportal und sein Bilderkreis: Keltisches, Mediterranes und die Symbole der menschlichen Laster in der romanischen Bauplastik. In: Zeitschrift für Kunstgeschichte 17 (1954), S. 1-60.
Tuve, Rosemond: Notes on the Virtues and Vices. In: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes, Vol. 26, No. 3/4 (1963), S. 264-303.
Tzschirner, Heinrich Gottlieb: Ueber die Verwandtschaft der Tugenden und der Laster: ein moralisch-anthropologischer Versuch. Leipzig 1809.
Zöckler, Otto D.: Das Lehrstück von den sieben Hauptsünden. Beitrag zur Dogmen- und zur Sittengeschichte, insbesondere der vorreformatorischen Zeit. München 1893.
Online Quellen
Etymologisches Wörterbuch des Deutschen: Geiz, https://www.dwds.de/wb/etymwb/Geiz (zugegriffen am: 20.03.2025).
Etymologisches Wörterbuch des Deutschen: Hochmut, https://www.dwds.de/wb/etymwb/Hochmut (zugegriffen am 20.03.2025).
Etymologisches Wörterbuch des Deutschen: Neid, https://www.dwds.de/wb/etymwb/Neid (zugegriffen am 20.03.2025).
Etymologisches Wörterbuch des Deutschen: Wollust, https://www.dwds.de/wb/etymwb/Wollust (zugegriffen am: 20.03.2025).
Etymologisches Wörterbuch des Deutschen: Zorn, https://www.dwds.de/wb/etymwb/Zorn (zugegriffen am: 20.03.2025).
Schweizerische Gesellschaft für Symbolforschung (Hg.): Laster- und Tugendallegorien, http://www.symbolforschung.ch/Lasterallegorien.html (zugegriffen am: 20.03.2025).
Abbildungsverzeichnis und Nachweis
Abb. 1: Geätztes Eisenkästchen, Ulm, 1535, Inv. Nr. 4559, Schell Collection, © Schell Collection
Abb. 2: Inschrift und Abbildung auf der Rückseite, Ulm, 1535, Inv. Nr. 4559, Schell Collection, © Schell Collection
Abb. 3: Deckelseite, Ulm, 1535, Inv. Nr. 4559, Schell Collection, © Schell Collection
Abb. 4: Auszug aus „Psychomachia“ des Prudentius, Verse 145–154, Bilder zu Vers 145 (rechts oben): Das Schwert der Ira zerbricht / zu Vers 151 (links oben): Selbstmord der Ira / zu Vers 155 (unten): Worte der Patientia an die tote Feindin, stammt von: https://www.e-codices.unifr.ch/de/bbb/0264/87/0/ (zugegriffen am: 26.03.2025)
Abb. 5: Figuren der Tugend- und Lasterdarstellungen in Grisaille Malerei in der Sockelzone, Arenakapelle, Giotto di Bondone, 1304-1306, Padua, © Cristian Fattinnanzi, 2017, stammt von: https://www.iguzzini.com/projects/project-gallery/the-scrovegni-chapel/ (zugegriffen am: 21.03.2025)
Abb. 6: Die sieben Todsünden und der Teufel, kolorierter Holzschnitt, Anonym, um 1480-1490, Inv. Nr. DG1930/202, Albertina Wien, stammt von: https://sammlungenonline.albertina.at/?query=search=/record/objectnumbersearch=%5bDG1930/202%5d&showtype=record#/query/2d6a2da6-80d7-4d26-babf-974abf4c2941 (zugegriffen am: 11.03.2025)
Abb. 7: Die apokalyptischen Reiter, Albrecht Dürer, 1511, Inv. Nr. I 984, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, stammt von: https://www.kunsthalle-karlsruhe.de/kunstwerke/Albrecht-D%C3%BCrer/Die-apokalyptischen-Reiter/FD3AB77448DAB571422E10865442EDB2/ (zugegriffen am: 26.03.2025)
Abb. 8: Avaritia, Ulm, 1535, Inv. Nr. 4559, Schell Collection, © Schell Collection
Abb. 9: Invidia, Ulm, 1535, Inv. Nr. 4559, Schell Collection, © Schell Collection
Abb. 10: Ira, Ulm, 1535, Inv. Nr. 4559, Schell Collection, © Schell Collection
Abb. 11: Superbia, Ulm, 1535, Inv. Nr. 4559, Schell Collection, © Schell Collection
Abb. 12: Luxuria, Ulm, 1535, Inv. Nr. 4559, Schell Collection, © Schell Collection
Abb. 13: Madr, Ulm, 1535, Inv. Nr. 4559, Schell Collection, © Schell Collection
Abb. 14: Acedia, Ulm, 1535, Inv. Nr. 4559, Schell Collection, © Schell Collection
Abb. 15: Detail Wappen, Ulm, 1535, Inv. Nr. 4559, Schell Collection, © Schell Collection
Abb. 16: Geöffnete Ansicht, Ulm, 1535, Inv. Nr. 4559, Schell Collection, © Schell Collection
[1] Vgl. Schweizerische Gesellschaft für Symbolforschung (Hg.)
[2] Übersetzung von Bibliothek der Kirchenväter (Hg.), https://bkv.unifr.ch/de/works/cpl-512/versions/vierundzwanzig-unterredungen-mit-den-vatern-bkv/divisions/102 (zugegriffen am: 26.03.2026)
[3] Vgl. LCI 2015, Bd. 4, S. 380.
[4] Vgl. Gothein 1907, S. 4, 439f.
[5] Vgl. Troescher 1954, S. 6-15, 52 und vgl. Gothein 1907, S. 421.
[6] Vgl. Tuve 1963, S. 273f. und vgl. Fuhrmann 1966, S. 54-57.
[7] Vgl. Thomas 1986, S. 262-264.
[8] Vgl. Gothein 1907, S. 438f.
[9] Als Beispiel sei hier das Portal der Schottenkirche von St. Jakob in Regensburg angeführt, bei dem Gula als ein langbärtiger Mann, welcher seine Hände auf den Bauch abgelegt hat, dargestellt wird.
[10] Eine Inkunabel ist ein Buch, das in den ersten Jahrzehnten nach der Erfindung des Buchdrucks zwischen 1500-1510 mit beweglichen Lettern gefertigt wurde.
[11] Vgl. Gutenberg Museum 1991, S. 119, 131, 136.
[12] Vgl. Neubecker 1988, S. 5, 40, 182.
[13] Ein Heroldsbild ist eine Schildfläche, welche in mehrere geschlossene Farbflächen aufgeteilt ist.
[14] Die Familie stammt aus dem deutschen Uradel und wurde 1204 erstmals urkundlich erwähnt.
[15] Vgl. Metzger 1927, S. 299f.